Christuswege

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Teil 3  Verschiedene Themen; Ethik und Gesellschaft.

Christliche Gesichtspunkte für Wirtschaft und soziale Fragen.

Zunächst sei darauf verwiesen, dass der Mensch auch nach neuesten Wirtschaftsforschungen *) nicht jenes rein egoistische Wesen ist, das die bisherige liberale Wirtschaftstheorie voraussetzte. Nur eine Minderheit handelte rein aufgrund von Eigeninteressen. Für die meisten spielen andere Werte wie freiwillige gegenseitige Zusammenarbeit eine mindestens ebenso große und oft entscheidende Rolle. Dieser "gegenseitige Altruismus" führt allerdings ebenso wenig wie der Egoismus automatisch zum Besten der Gesamtgesellschaft, sondern kann auch im Sinne einer Cliquenbildung wirken. Da helfen nur bewusste, konsequente ethische Entscheidungen weiter.

Hier können psychologische und religiös-ethische Gesichtspunkte ansetzen. Der Mensch ist gleichermaßen als individuelles und als soziales Wesen angelegt. Sowohl ein gesundes -nicht übersteigertes- Selbstbewusstsein wie auch eine solidarische Haltung gegenüber den Mitmenschen sind bei entsprechender Offenheit trainierbar. Wo nur die egoistische Seite vorhanden scheint, ist die altruistische Seite entweder nicht stark entfaltet oder u.a. durch die harte "Schulung" durch die westliche Gesellschaft verkümmert. Die sozialistischen Gesellschaften betonten einseitig die Solidarität und ließen umgekehrt vielfach die freiheitsbedürftige individualistische Seite der Menschen verkümmern - und entsprachen insofern auch nicht dem, wozu der Mensch angelegt ist. Wo die Menschen keine ausgeglichenen Verhältnisse vorfinden, zeigen sie dies früher oder später durch Kritik usw. Entweder es wird dann rechtzeitig dazugelernt, oder es geht früher oder später bergab. Dies gilt auch für die heute vorherrschende Wirtschaftsform, die durch global handelnde Grossunternehmen gekennzeichnet ist. Jesus legt nahe, zuerst die jeweiligen hausgemachten Probleme zu klären (Matth. 7).

Zwar sind die Werte der Bergpredigt (Matth. 5-7) ** usw. nicht unmittelbar in gesellschaftliche Handlungsanleitungen zu übersetzen. Aber dennoch wäre die Bewusstseinsspaltung nicht im Sinne Jesu, z.B. im privaten Leben nach dem Gebot der Nächstenliebe zu handeln, und in beruflichen oder gesellschaftlichen Funktionen genau gegenteilige Prinzipien anzuwenden. Eine ernsthafte Ethik *** muss sich auf allen Ebenen bewähren, und letztendlich auch für die Welt insgesamt gelten. Z.B. der Wert der Barmherzigkeit und dass sich Jesus auch in der Praxis gerade den Armen zuwandte, ist unzweifelhaft auch über die bekannten kirchlichen Sozialdienste hinaus gesellschaftlich relevant  - auch für den menschlichen Umgang innerhalb von Unternehmen. Auch Matth. 22,21 hat sehr praktische Bedeutung, indem dort neben der Barmherzigkeit auch der überlieferte "Zehnte" von Jesus bestätigt wird, d.h. eine neben der römischen Steuer bestehende 10%- Spende für religiöse bzw. wohltätige Zwecke. Die Hilfswilligkeit im Sinne von Jesus beruht jedoch auf freiwilligen Entscheidungen; es ist nicht möglich, daraus unmittelbar Zwangsumverteilungskonzepte abzuleiten. Es gelten auch nach wie vor die Gebote 9 und 10 "Du sollst nicht begehren ... was dein Nächster hat." Auch bei allem Bemühen, die soziale Lage Vieler zu bessern, bleiben die unterschiedlichen Schicksale in Gottes Hand.
Das Gleichnis in Matth. 25,14-30 / Lukas 19 nimmt bekannte materielle Sachverhalte auf. Der Zusammenhang (bei Lukas z.B. die ethische Haltung eines Zöllners, bei Matthäus z.B. das vorangehende Gleichnis über die Glaubenskräfte der Jungfrauen) zeigt jedoch, dass damit Umfassenderes veranschaulicht werden soll, als die Vermehrung materieller Güter bzw. Finanzen. Dies kommt deutlicher z.B. in Luk. 12,33 zum Ausdruck, wo seelische Werte über die irdischen gestellt werden. Trotzdem bezieht sich der verantwortliche Umgang mit anvertrauten Gütern durchaus auch auf Materielles. Auch wo z.B. geraten wird, die Armen und Benachteiligten zu unterstützen, wird dieser materiellen oder finanziellen Unterstützung ein Wert beigemessen, statt dass das Materielle generell als wertlos erachtet würde. Es kommt dann z.B. darauf an, ob das Geld Selbstzweck ist oder ob es für etwas Sinnvolles eingesetzt wird - Matth. 6,24: die Unmöglichkeit, Gott und dem Mammon gleichzeitig zu dienen.
Z.B. zu lügen und zu betrügen, Mobbing zu betreiben, und Projekte in die Welt zu setzen, deren Harmlosigkeit für (nichtkriminelle) Mitmenschen und andere Geschöpfe nicht ausreichend erwiesen ist, ist nicht im Sinne eines verantwortlichen Miteinanders, wie es Jesus auf Schritt und Tritt demonstrierte. Jesus lehrt auch nicht, immer sog. "Sachzwänge" in den Vordergrund zu stellen.

Aus dem Islam ist das Verbot des Zinses bekannt. Aber Juden und Christen könnten in der Bibel ähnliche Ratschläge finden (im Alten Testament selbst sind es Verbote):
Hesekiel 18:8 und 9: "Der nicht wuchert, der nicht (andere Übersetzung:
nicht überhöhten) Zins nimmt, der seine Hand vom Unrechten kehrt, der zwischen den Leuten recht urteilt; der nach meinen Rechten wandelt und meine Gebote hält, dass er ernstlich darnach tue: das ist ein frommer Mann, der soll das Leben haben, spricht der HERR HERR."  
S.a. Esra 7:24 (Zins-, Zoll- und Steuerverbote gegenüber bestimmten Berufen); 
Sprüche 28:8 wurde manchmal auf die bequeme Art so ausgelegt, der Umgang mit dem durch Zinsen erworbenen Geld sei letztlich gleichgültig, weil das Geld über die Reichen ohnehin wieder den Armen zugute komme. Wo heute Geld vielfach gerade entgegen der Interessen der Armen bzw. des Gemeinwohls eingesetzt wird, sind jedoch die Voraussetzungen des Verses nicht erfüllt. Um die Werteordnung in diesem Vers zu erfüllen, kommt es daher gerade darauf an, wofür das Geld verwendet wird.
Im Neuen Testament siehe betr. Zins auch Mt. 23:23 und Mt. 17:24.
Für diese Ausarbeitung interessiert am meisten, was auch dann noch als nachdenkenswert erscheint, wenn der Bezugsrahmen, in dem das Alte Testament entstanden ist, verlassen wird. Daher wird hier auf Deuteronomium 23:20 nicht näher eingegangen.

Die Bibel hält dazu an, keine unnötigen Schulden zu machen (Sprüche 22:7), und vorausschauend zu planen (Sprüche 21:5), sowie in der Weisheit und im Verstand laufend dazuzulernen (z.B. Sprüche 4:5-8). Die Israeliten wurden zum Sparen angehalten; schon der erwähnte "Zehnte" sollte jedes Jahr zurückgelegt werden, um damit zu den religiösen Festen reisen zu können und Gaben dafür bereit zu haben (5. Mose 14:22-27). Paulus forderte Christen auf, jede Woche etwas zurückzulegen, um es bei Bedarf für in Not geratene Mitchristen zur Verfügung zu haben (1. Korinther 16:1,2), und legt eine maßvolle Haltung im Umgang mit irdischen Gütern nahe (1. Timotheus 6:8). Jesus geht davon aus, dass berechnet werden muss, ob genug Geld da ist, bevor z.B. ein Bauprojekt gestartet wird (Luk. 14:28). Ein nachhaltiges Wirtschaften wäre auch heute dringend gefragt als Therapie und Vorsorge: private, wirtschaftliche und öffentliche Überschuldung ist eine Ursache weltweiter finanzieller Instabilitäten. Die Webseite Christuswege verfolgt keine politischen Ziele; daher werden hier nur allgemeine Gesichtspunkte gegeben.***)

*) So Ernst Fehr, Direktor des Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Zürich, lt. Interview in "Spektrum der Wissenschaft" März 2002, "Reziproker Altruismus...".
**) In mehr geistiger Hinsicht werden diese Werte in dem Kapitel über die Bergpredigt im Haupttext von Christuswege.net erläutert.
***) Siehe auch unsere Extraseiten "Grundlagen der Ethik" und "Christliche Gesichtspunkte zu Gesellschaft und Politik".

 

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