Christuswege

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Haupttext Teil 1, Die Schritte in den Evangelien;
Kapitel :

Die Auferweckung des Lazarus.

Zeichnung: Jesus und die Auferweckung des Lazarus

Bis hierher sind alle menschlichen Wesensschichten, mit denen sich jahrtausendelang alte Mysterienschulen abmühten, von Christus neu aufgearbeitet worden. So kann das „Überbewusste" innere Selbst des Menschen im Ergreifen des körperlichen Lebens, des Seelischen, und des Mentalen in Erscheinung treten. Dabei wird die Fähigkeit entfaltet, auf der anderen Seite immer tiefere und ältere Schichten des Unterbewussten bewusst zu klären, zu integrieren, und zu erweitern.

Vom Geistig-Seelischen bis herab zu den Kräften des körperlichen Lebenswillens ging z.B. in den altägyptischen Mysterien der Weg.

Bei der Auferweckung des Lazarus - Joh. 10.39 - 11* - deutet sich eine weitere Vertiefung an. Zunächst ähneln manche scheinbar nebensächliche Einzelheiten auffallend jenem besagten ägyptischen Wissen. Dieses enthielt eine Erfahrung, wo der Mensch drei Tage in einem Zustand verbrachte, den die moderne Parapsychologie als „Out-Of-Body-Experience" kennt, also als außerkörperliche Erfahrung, wie im Flugtraum, nur bewusst. Der Körper lag scheintot da. Der Mensch hatte danach die innere Gewissheit, dass er als seelisch-geistiges Wesen nach dem Tod weiterexistieren würde. Es musste darauf geachtet werden vom „Hierophanten", dass der Proband spätestens nach 3 Tagen wieder im irdischen Bewusstsein erwachte, sonst wäre ein Erwachen nicht mehr möglich gewesen, und die Körpersubstanz hätte zu verwesen begonnen. Genau das wird uns jedoch von Lazarus berichtet, nach vier Tagen „stank er schon". Tiefer, bis in die physische Substanz hinein musste so jene Kraft wirken, die ihn wieder „zurückholte". Durch das biblische Geschehen zieht sich eine Tendenz, zu demonstrieren, dass eine christliche liebevolle Geistesart auch und sogar besonders im Materiellen und in der äußeren Tat erkennbar ist; eine Tendenz, die erst in unserer Zeit wieder aktuell ergriffen werden kann, nachdem die Mystik früherer Jahrhunderte vorwiegend erst einmal die geistig-seelischen Schichten klärend durchdrang.

Eher von derartigen Erfahrungen, sich außerhalb des physischen Körpers zu empfinden, dürften die Lehren aller Religionen über das Weiterleben nach dem Tod herrühren, als von philosophischen Spekulationen, die dem Bewusstseinszustand der Menschen der Vor-, Früh- und antiken Geschichte nicht besonders entsprachen. Eine angemessenere Darstellung findet sich bei Jean Gebser „,Ursprung und Gegenwart". Er unterscheidet eine archaische, eine magische und eine mythische Bewusstseinsstufe vor der des abstrakten Denkens und einem integralen Bewusstsein. Ob die Brüche zwischen diesen Stufen sein mussten, ist eine andere Frage; jedenfalls können sie heute aufgearbeitet werden. Auch R. Steiner betont die Unvergleichlichkeit älterer Bewusstseinsarten. Lediglich Anklänge daran lassen sich in den verschiedenen Altersstufen der heute aufwachsenden Einzelnen finden.

Der Vergleich mit antiken Einweihungsriten soll im Übrigen nicht besagen, die Auferweckung des Lazarus sei eine zwischen allen Beteiligten äußerlich vereinbarte rituelle Handlung wie in Ägypten gewesen. Jesus löste vielfach seine Handlungen im Leben von kultischen Vorschriften zeitlicher, z.B. Sabbat, räumlicher - z.B. Tempel - oder situationsbezogener Art. Erst aus dieser Freiheit heraus nutzte er solche Umstände hin und wieder dennoch positiv, z.B. Pessach-Feste, Tempel.... Darin kann er heute Vorbild für den Umgang mit manchen Trends sein, z.B. die Ansichten betreffend astrologischer Gesichtspunkte, „Kraftplätze", Gebräuche. (Siehe auch Bücher von Marko Pogacnik : "Wege der Erdheilung", "Erdsysteme und Christuskraft", ...) 

Im Zusammenhang der Auferweckung des Lazarus wird auch Jesus und sein sich bildender Umkreis als Ganzes nach außen hin stärker sichtbar. Darin zeigt sich ein erweitertes Bewusstsein von Jesus, dass auch den Jüngerkreis umfasst, und auf diese Weise jetzt auch die größere soziale Umwelt befruchtet. Eine verwandte Erweiterung des Bewusstseins kann sich auch heute für Menschen in der Nachfolge Jesu ergeben, wenn sie ihre Gruppenaktivitäten nach außen ausstrahlen.

Es folgt nun der Weg der Passion. Der Hohepriester stellt in seinen Worten eine Beziehung her zwischen dem, was mit Jesus geschehen soll und dem Schicksal des Volkes (Joh. 11). In seiner prophetischen Sicht nimmt er richtig wahr, dass Christus für alle sterben wird. Aber er interpretiert falsch, dass Jesus dem Volk Schaden zufüge, wenn er am Leben bliebe. Das erfordert ein Bewusstsein, das über das Denken hinaus Prozesse und Zusammenhänge gleichzeitig auffassen kann, was als Fähigkeit meist erst erworben werden muss. Es ist nicht mit instinktiv auftauchenden Bildern identisch. Tiefste Ursachen können aufgedeckt, aufgelöst, und geschaffen werden. Keine negativen oder anderen Gedanken werden mehr halbbewusst abgelagert, sie können sich nicht mehr zu bis in tiefere, auch körperliche Schichten wirkenden Problemstrukturen zusammenballen. Auch rückwirkend wird diese Problematik langsam gelöst, wenn der Mensch auch diesen Gesetzen nachspürt. Der Weg in eine freie, schöpferische Zukunft wird frei.

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Frage:
Kann ich erahnen, dass Gott Leben und Tod, wie auch Tagesbewusstsein und Schlaf überbrücken hilft? 

 

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