Christuswege

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Haupttext Teil 1, Die Schritte in den Evangelien;
Kapitel :

Zeichnung: Christus

„Im Anfang war das Wort (griechisch Logos) ... und das Wort wurde Fleisch..." (Joh.1).

Solche erweiterte Darstellungen von Jesus wie in diesem Bibelzitat dienten ursprünglich nicht zur Verdrängung des menschlichen Vorbilds Jesus*, aber sie deuteten seine tiefere Verbundenheit mit Gott und dem Gang der Schöpfung an. Die Art dieser Verbundenheit mag dann immer noch verschieden gedacht werden; sie aber von vornherein als unverständlich, und nicht authentisch wegzuerklären, ist ein unzulässiger Kunstgriff. Derartiges findet sich im Johannesevangelium 1, Joh. 5, Joh. 6,69, Joh. 7 ..., in Matthäus 16,16, im Kolosser- und Epheserbrief, usw.; lebte auch noch bei alten Kirchenlehrern, bei Mystikern wie Jakob Böhme, bei Rudolf Steiner (Helsingfors 1912) und lebt wieder auf in den „Esoterischen Lehren" des christlichen Weisen „Daskalos" sowie in den Büchern des amerikanischen Theologen Matthew Fox „Der Große Segen" und „Vision vom kosmischen Christus", sowie in Tagungen z.B. der evangelischen Akademie Bad Boll zur Frage des „kosmischen Christus", und bei anderen.

In der katholischen Kirche und Teilen der evangelischen Kirche wurde versucht, die geschwundene Nähe zu einer solchen Ebene der Überlieferung durch theoretische Glaubenssätze zu konservieren. Andere Teile evangelischer Kirchen, die das soziale Wirken Jesu stärker erkannten, meinten, dies als „göttliche Überhöhung" Jesu fallenlassen zu müssen. In Lehren hinduistischen Ursprungs wird der Begriff der „Avatare" verschiedener Stufen damit verglichen. Darunter werden Menschen verstanden, die nicht zu ihrem eigenen Fortschritt auf der Erde sind, sondern freiwillig, um zum Fortschritt eines Volkes oder der Menschheit beizutragen; wie ein Tropfen „aus göttlicher Vollkommenheit". Die Unterschiede zwischen derartigen aufeinander folgenden „Avataren" verschwimmen jedoch oft in solchen Auffassungen, während die jüdische und christliche Auffassung den „Gott der Geschichte", den Aspekt der Weiterentwicklung und die besondere diesbezügliche Rolle des „Messias" betont. 

Es sei darauf hingewiesen, dass der Koran Jesus Christus in mehreren Stellen als gottgesandten Propheten und auch als "Wort" Gottes anerkennt, "erschaffen wie Adam". Er gilt also in einem wohlverstandenen Islam auf jeden Fall mehr als bei jenen modernen christlichen Theologen, die nur den Sozialreformator Jesus übrigließen! Lediglich die Lehre der - von den Christen der Zeit Mohammeds schon sehr irdisch verstandenen - Gottessohnschaft Jesu im Rahmen der späteren Dreifaltigkeitslehre wurde im Koran nicht akzeptiert. Christen, die das, was damit gemeint war, noch so authentisch hätten erklären können, so dass auch Menschen mit anderem Ausgangspunkt das verstehen, gab es kaum noch. (S. Extraseite "Jesus und der Islam").

Es bleibt hier zunächst festzuhalten, dass diese Schicht des Rätsels Christus vielfach nicht spekulativem Denken, sondern visionären Grenzerfahrungen entsprang, deutlich zu sehen z.B. bei Jakob Böhme, der dann allerdings auch eine seltene Fähigkeit hatte, das Erfahrene begrifflich zu verarbeiten. Alle Erfahrungen spiritueller Art bedürfen zwar (selbst-)kritischer Verarbeitung; aber eine Einschätzung ihrer Ergebnisse, ohne die Existenz einer solchen Wahrnehmungsebene zu berücksichtigen, führt als sachfremde Methode ins Leere.
Auch können Menschen mit einer erkennbar mystischen bzw. spirituellen Aufgabe nicht wirklich verstanden werden, wenn sie nur historisch-kritisch aus ihrer äußerlichen Sozialisation heraus betrachtet werden, statt ihre eigenständige innere, spirituelle Entwicklung einzubeziehen.

*) Jesus ist als in der Geschichte existierender Mensch relativ gut belegt. Geschichtsschreiber aus den 1. Jahrhundert n. Chr. wie Josephus und Tacitus bestätigen sein tatsächliches Auftreten. In den biblischen Evangelien selbst ist bei mehreren Geschehnissen Zeit und Ort benannt. Z.B. werden mehrere Herrscher und Amtsträger genannt (z.B. Luk. 3:1, 2, 23), durch die das Jahr identifiziert werden kann, in dem Jesus seine Lehrtätigkeit begonnen hat. Dieselben waren dann auch in der Geschichtsschreibung wiederzufinden. Die biblischen Berichte haben somit nicht den Charakter bloßer mythologischer Erzählungen. Die nicht in der Bibel enthaltenen "Apokryphen", d.h. weitere christliche Evangelien u.a. Texte aus den ersten Jahrhunderten legen oft weniger Wert auf genaue Berichterstattung, sondern eher auf bestimmte Interpretationen einzelner Geschehnisse durch die jeweiligen Autoren.

 Bibeltext Johannes Anfang des Kapitels1

 

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