Christuswege

Teil 4  Verschiedene Themen;
Beiträge zum Dialog mit anderen Religionen


Informationen über das Verhältnis zwischen Shintoismus (Kami no michi) und Christentum.
- Mit allgemeinen Gesichtspunkten zu Naturreligionen -.

Die zusätzlichen Seiten des Internetprojekts "Christuswege" zu verschiedenen anderen Religionen sind ein Beitrag zum besseren Verstehen derselben und zum interreligiösen Dialog. Von christlicher Seite werden unabhängige Forschungen zu Grunde gelegt, die die spirituellen Tiefen des Christentums wieder erschließen, und moderne Bewusstseinsforschung. Betr. die alte japanische Shinto-Religion (Kami no michi) wird hier keine umfassende Beschreibung geliefert, sondern einige für diesen Zweck wichtige Gesichtspunkte.

Shinto ist ursprünglich eine der weltweit verwandten Naturreligionen, die älter sind als die bekannten Weltreligionen wie Buddhismus und Christentum.

Naturreligionen.
Die Ursprünge der Naturreligionen liegen in einer Zeit, als die Menschen weitgehend ein Bewusstsein hatten, das vom heute dominierenden intellektuellen Bewusstsein stark abweicht. Jean Gebser, Verfasser des Buches "Ursprung und Gegenwart" (deutsch) würde diese Bewusstseinsstufe das "mythologische Bewusstsein" nennen. Der Bewusstseinsforscher Julian Jaynes, Verfasser von "Der Ursprung des Bewusstseins" (deutsch, englisch) würde dies ein Bewusstsein nennen, in dem die beiden Hirnhälften noch direkter miteinander kommunizierten als heute.*) Die rechte Hirnhälfte gestattete es, Erscheinungen aller Art, z.B. in der Natur ganzheitlich als "Wesen" wahrzunehmen, und die linke Hirnhälfte konnte dies so verarbeiten, dass der Mensch deren "Stimmen" hörte. Auch europäische Überlieferungen über Elementarwesen, Märchenwesen usw. stammen daher, sind also nicht frei erfunden. Im Zusammenhang mit der zunehmenden Verbreitung des Schreibens und Lesens statt der nur mündlichen Überlieferung verschwand diese Art der Wahrnehmung in der europäisch-vorderasiatischen Antike bis ca. 500 vor Chr. weitgehend als gesellschaftlich relevantes Phänomen. Da in der mythischen Zeit auch vielfach örtlich bzw. stammesgebundene Wesen, Ahnen oder - Götter verehrt wurden, hat die Vermischung von Kulturen zusätzlich dazu beigetragen, dass die ältere Bewusstseinsform nicht mehr oder nicht mehr fehlerfrei funktionierte. Die Fehler wiederum machten den Nutzen dieser Wahrnehmung immer fragwürdiger und beschleunigten daher diesen Verfallsprozess.
Es wäre nicht einwandfrei, diese Stufen in der Art zu bewerten, dass das neuere Verstandesbewusstsein das wertvollere wäre, und dass Produkte des älteren Bewusstseins heute wertlos wären. Der Verstand brachte zwar neue Fähigkeiten, aber dafür gingen auch andere verloren, die der Intellekt allein nicht ersetzen kann. Es ist allerdings möglich, unter Beibehaltung der Errungenschaft des analytischen Denkens die älteren, verschütteten Fähigkeiten der bildhaften Zusammenschau und Synthese wieder bewusst hinzuzuentwickeln; z.B. in der Meditation. So kann ein integriertes Bewusstsein entstehen, das beiden Hirnhälften in neuer Weise wieder zu ihrem Recht verhilft. Das rein intellektuelle Bewusstsein ist heute vielfach an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gestoßen. Offenbar ist es unmöglich, allein damit z.B. die ökologischen Probleme in ihrer wirklichen Kompliziertheit rechtzeitig zu durchschauen und zu lösen: Dörner sprach von einem "multifaktoriellen Bewusstsein", das zur Erfassung der ökologischen Vorgänge notwendig ist, das aber seine Studenten bei einer entsprechenden Untersuchung so gut wie nicht besaßen. Die heutige Menschheit kann sich dabei durchaus auch von alten Überlieferungen aus vorintellektuellen Wahrnehmungen anregen lassen - ohne dass sie jedoch die früher Form dieses Bewusstseins einfach übernehmen könnte. Aus solchen Gründen sind auch heute noch Märchen für Kinder wertvoll. Sie tragen dazu bei, dass die rechte Hirnhälfte nicht gleich verkümmert.

Im ursprünglichen Christentum spielten die "Gaben des Heiligen Geistes" eine wichtige Rolle (u.a. Joh. 16; Kor. 12, 7-11; Apostelgeschichte 2, 17-20). S.a. unser Kapitel "Pfingsten" im Haupttext unserer englischen Webseite, sowie in weiteren Sprachen. Der Heilige Geist ist eine göttliche Kraft, die die Kreativität des Menschen über sich selbst hinauswachsen lässt. Sie ist zwar keine bloße Aktivität der rechten Hirnhälfte, aber sie benützt diese in der Tat mit. Aber: der Heilige Geist steht im Zusammenhang mit Jesus Christus. Auch wenn Jesus seinen Jüngern sagte "Der Geist weht, wo er will" - wie will jemand sicher sein, dass seine heutigen Erfahrungen vom Heiligen Geist im Sinne Christi stammen, wenn er sich nicht auf Christus eingestimmt hat?

Shinto.
Shinto bzw. Kami-no-michi heißt "Weg der (himmlischen bzw. verehrungswürdigen) Geistwesen". Im Unterschied zu dem, was wir bei anderen scheinbar polytheistischen Religionen fanden - an deren Ursprung eine einzige Gottheit mit "Eigenschaften" stand, die erst später als getrennte Götter verehrt wurden - ist hier kein solcher einheitlicher Ursprung feststellbar.
Während die Schöpfungsmythen einiger anderer Völker mit der Erschaffung von Himmel und Erde (und Unterwelt) beginnen, setzt der alte japanische Schöpfungsmythos Himmel und Erde voraus. Die Götter entstehen in diesem Bild spontan, und bewohnen alle 3 Welten, während die Erde auch von Menschen, die Unterwelt auch von vielen der Toten, und Dämonen bewohnt ist. Auch verehrungswürdige Ahnen wurden dem Götterpantheon zugerechnet. An der Spitze der kami / des riesigen Götterpantheons steht zwar die "Sonnengöttin" Amaterasu. Aber sie wird nicht als Ursprung von Allem gesehen, sondern wurde von den Göttern Izanagi und Izanami im Auftrag des Götterrates erschaffen.
Die Verehrung geschieht zu Hause oder in Schreinen (Tempeln), durch festgelegte Gebete (Dank und Bitten), und durch Opfern von Reis, Reiswein und von Symbolen für die normalerweise nicht mehr geopferten Tiere.
Shinto wurde mit einem Staats- bzw. Kaiserkult verbunden, der nach dem 2. Weltkrieg offiziell fallengelassen werden musste.
Während in Naturreligionen meist Schamanen - Medizinmänner mit besonderen Kenntnissen und medialen Fähigkeiten - eine zentrale Rolle spielen, wird der Shinto-Kult von Priestern geleitet.
Ethische Lehren: Es gab ein Sündenregister; es wurden im Kontakt mit anderen Religionen ethische Grundsätze entwickelt, wie sie sich auch in praktisch allen großen Religionen finden.

In  Japan sind die verschiedenen Religionen nicht in dem Maße getrennt voneinander, wie z.B. aus Europa bekannt. Viele sind dort gleichzeitig in mehreren Religionsgemeinschaften.

*) Engl. "Bicameral mind". Jaynes selbst erweckte jedoch den Eindruck, als ob diese alten natürlichen Funktionsweisen des Gehirns allein schon die Erklärung der Erlebnisse mit göttlichen oder Naturkräften wären; das ist nach unseren Befunden schlicht falsch. Darüber, was diese Wesen "sind", sagen seine Befunde gar nichts aus. Weder "Götter" noch Gott sind im Gehirn zu finden. Es handelt sich um eine Realitätsebene eigener Art, und das Gehirn kann sie nur in der einen oder anderen Weise interpretieren. Gerade die beschriebene ältere Art des Wahrnehmens ist nicht ohne weiteres in der Lage, solche "Wesen" künstlich als Vorstellungsbilder zu produzieren, wie das moderne Bewusstsein es könnte. In einer ähnlichen Weise spiegeln spirituelle Träume oder Meditationserlebnisse teils etwas ganz Anderes als bloße Verarbeitungsprozesse von psychischen Tageserlebnissen.
**) In Europa gehörte z.B. die Zeit der Entstehung der homerischen Epen noch der mythischen Zeit an, während die spätere Zeit der altgriechischen Philosophie bereits dem Verstandesbewusstsein angehörte. 

 

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