Christuswege

Logo: gezeichnetes christliches Kreuz und Erdsymbol

Haupttext Teil 2, Die Johannesoffenbarung;
Kapitel :

Zu den Inhalten der Johannesapokalypse: Die sieben Kirchen.

In der Offenbarung 1. Kapitel beschreibt Johannes die erste Christusvision nach der Himmelfahrt. „Ich wandte mich um", oder deutlicher im 4. Kap. „Steig her...", „und alsbald war ich im Geist" bedeuten, dass hier nicht Christus zu Johannes „herabsteigt", sondern Johannes zeitweilig bewusst auf die Ebene „heraufsteigen" kann, von der aus zu ihm gesprochen wird. Dies ist wichtig und nicht symbolisch. „Der Erste und der Letzte und der Lebendige", der „tot war", „...und die Schlüssel der Hölle und des Todes hat", der mit Gott vereinte Christus spricht zu ihm. Er benennt damit auch das allgemeine, vielfach variierte Thema, das die Apokalypse wie ein roter Faden durchzieht: Die Durchdringung der verschiedenen zurückgebliebenen bzw. „finster" gewordenen Ebenen des Lebens – nicht durch irgendein Licht, sondern durch das „wahrhaftige Licht", im Sinne des Johannesevangeliums, durch Christus. Alles wird zu Beginn in den Kontext der nun wiederholten Prophezeiung einer Wiederkunft Christi „in den Wolken" gestellt.

Christus zeigt sich bildhaft in seiner Eigenschaft als sonnenhaftes Zentrum der „Sieben Gemeinden in Asien". "Bekleidet mit einem Gewand, das bis an die Füße reichte" -d.h. sein Geist durchdringt alles, auch den Willen, der in den Füßen zum Ausdruck kommt-; "um die Brust trug er einen Gürtel aus Gold" -die Liebe des Herzens ist auch an Weisheit gebunden-. "Sein Haupt und seine Haare waren weiß..." -durch diese Verbindung mit der Liebe ist wiederum das Haupt strahlend-; "und seine Augen wie Feuerflammen" -seine Augen 'beleuchten' die Welt-; "seine Beine glänzten wie Golderz" -seine Schritte haben auch eine reinigende Wirkung nach außen-; "und seine Stimme war wie das Rauschen von Wassermassen" -auch in seiner Stimme schwingt der Geist mit-. "In seiner Rechten hielt er sieben Sterne" -er zieht alle Kräfte, alle Charaktere mit der Rechten, die für die Zukunft steht, nach sich, sie folgen ihm nach-; "und aus seinem Mund kam ein scharfes, zweischneidiges Schwert" -er bringt die wirkliche Unterscheidungskraft und Differenzierung. 
Diese Vision erscheint wie eine Analogie zu jener Vision Johannes der Täufers am Beginn des Johannesevangeliums, mit der Taube des wahren Geistes; die sieben Gemeinden entsprechen der Berufung der Jünger - z.B. ab Joh. 1, Matth. 4,18-22.

Die „sieben Gemeinden" - sieben Kirchen; Off. 2-3 - existierten real. Sie verkörperten unterschiedliche kulturelle Probleme, Qualitäten und Möglichkeiten, die Christus schonungslos den „Engeln" dieser Gemeinden schreiben lässt. „Engel" scheint sich hier auch auf irdische Leiter dieser Gemeinden zu beziehen, die Briefe sind keine rein übersinnliche Angelegenheit. Daneben wurde sicher davon ausgegangen, dass diese Kirchen tatsächlich jeweils von einem Engel betreut werden. Der Begriff Engel kann jedoch zusätzlich darauf hinweisen, dass die christlichen Gemeinden in den sieben Städten auch stellvertretend für jene Kräfte angesprochen werden, die sie verkörpern, und die auch anderswo zum Ausdruck kommen.

Daher dürfte es auch einigen Wahrheitsgehalt haben, wenn Strömungen rosenkreuzerischer, theosophischer, anthroposophischer Art ohne große Begründungen davon ausgehen, dass diese Gemeinden Kulturen darstellen. Diese werden als einander folgend beschrieben. Der heutige Umbruch der abendländischen Kultur zu einer am Horizont auftauchenden sanfteren Kultur wird entweder mit einem Wechsel von der 5. zur 6. Gemeinde, oder mit einem Wechsel von der 6. zur 7. Gemeinde identifiziert. Manchmal wird ein Bezug zu den Vorstellungen von einem kommenden „Wassermannzeitalter" herzustellen versucht, das nach verschiedenen astrologischen und New-Age-Richtungen zwischen ca. 1961 und ca. 2000 oder auch 2242 beginne, bzw. nach R. Steiner seine eigentliche Wirksamkeit jedoch erst ca. 3500 bekomme. Dabei werden z.T. noch Unterzeitalter von 300-400 Jahren angenommen. Auch wenn diesen kosmischen Zyklen Realitäten zugrunde liegen, wird hier jedoch Einiges übersehen.

Die Apokalypse ist ihrem Charakter nach nicht auf ein zyklisches Geschehen der „ewigen Wiederkehr der gleichen zwölf Tierkreisqualitäten" gerichtet. Das Bild einer Spirale, wo sich alles auf immer höhere Ebenen entwickelt, wäre schon besser. Die sehr grundsätzlichen „Quantensprünge" der Menschheits- und Weltentwicklung in der Apokalypse können jedoch nicht allein auf der Basis einer kontinuierlichen Kreiselbewegung, der Präzession der Erdachse und geistiger Begleitumstände derselben, gesehen werden. Wird z.B. die Zeitgeschichte betrachtet, dann geschehen immer schnellere Entwicklungen. Hier kann ein Eingreifen von etwas übergeordnetem ertastet werden. Auf Zyklen fixiert, müsste für apokalyptische Veränderungen ein zusätzlicher, größerer Zyklus angenommen werden. Es können aber auch jene Einflüsse sein, von denen die Apokalypse spricht.

Werden die wenig ernstgenommenen Forschungen über kosmische Veränderungen in frühgeschichtlicher Zeit wie Kalender, archäologische Befunde, schriftliche Aufzeichnungen, Sagen, nach H.J. Andersen u.a. mitbedacht, zeigen sich die Himmelsmechanik und daher auch die Zeitalterrhythmen nicht mehr als konstant bleibend. Sie können offenbar durch umwälzende Einflüsse außer Kraft gesetzt bzw. verändert werden. Die Zeitzyklen hätten dann eine eher noch eingeschränktere Bedeutung als bei den ersten fünf „Gemeinden" - darin wurden im theosophischen Bereich usw. Kulturen Indiens, Persiens, Ägyptens & Chaldäas, Griechenlands & Roms usw., und die bisherige abendländische Kultur gesehen.

Ergänzung: Die "Aufschließung der Apokalypse" (aus dem "Schriftwerk des Erzengels Raphael" von Helene Möller - 1884-1969 -, Radona-Verlag, Am Buchstein 14/15, D-61250 Usingen) bezieht die "7 Gemeinden" auf Zeiten in der Entwicklung der Kirche - eher unabhängig von kosmischen Zyklen:
1.     33-   333 n.Chr.: Kämpfe um das richtige Befolgen der Weisungen Jesu... .
2.   333-   633 n.Chr.: Probleme und die Treue der frühen Kirche... .
3.   633-   933 n.Chr.: Erleuchtung durch die Schrift... .
4.   933- 1233 n.Chr.: Gefahren durch "Eitelkeit, Prunksucht, Habgier, Sinnlichkeit" in der Kirche 
(Anmerkung: in diese Zeitspanne fielen auch kriegerische und inquisitorische Verwicklungen der Kirche).
5. 1233- 1533 n.Chr.: "Unreinheit und Eigensucht in der Kirche", gefolgt von massenhaftem "Abfall von der Kirche".
(Die katholische und evangelische Kirche werden im weiteren Verlauf des betr. Buches jedoch als "die beiden Zeugen" nach J.Off.11 , bzw. als zusammengehörige Partner anerkannt.)
6. 1533- 1833 n.Chr.: Veräußerlichtes Christentum.
(Anmerkung: In dieser Zeit entstand auch der Rationalismus und die ältere, mechanistische Naturwissenschaft)
7. 1833- 2000 n.Chr.: Gleichgültigkeit Vieler betreffend Kirchen und Gott.
(Dann geht es im erwähnten Buch auf den großen Umbruch mit der baldigen Wiederkunft Christi zu, die im Rest der Johannes-Offenbarung geschildert sind. Dies wurde als ein von mehreren Seiten beleuchtetes kosmisches Geschehen gedeutet. Zwar überwiegt dabei jenes alte Szenario mit großen Kriegen der Gottfernen; aber dem wird bereits gegenübergestellt, dass "das Gebet der Völker zu Gott" das ändern kann; und insbesondere, dass die ernsthaft Gläubigen sich an Gott und seine Inspiration "anschließen", und so in seine Nähe angehoben werden können.
(Soweit Bücher Anderer erwähnt werden, heißt dies nicht automatisch, dass "Christuswege" mit allen ihren Inhalten übereinstimmt.)

Im Verhältnis zu den nachfolgenden Schritten der Offenbarung stellen die „Gemeinden" jedenfalls eine Ebene dar, die noch mit den Kräften des Bewusstseins des äußeren Lebens allein ergriffen werden könnte.

Extrafenster: Die "7 Gemeinden" und die Kirchen von heute

 

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