Christuswege

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Haupttext Teil 2, Die Johannesoffenbarung;
Kapitel:

Darstellung: Komet

Die Offenbarung des Johannes.

Methodische Hinweise: Christliche Meditation

Die folgenden Kapitel folgen den Schritten in der Johannesoffenbarung. Es können einzelne Kapitel oder - empfehlenswerter - die Kapitel in ihrer Reihenfolge zum Erkenntnisgewinn gelesen werden.
Wer darüber hinaus diese Abfolge konzentrierter Betrachtungen und die Offenbarung mit einer ganzheitlichen Methode erarbeiten möchte, - incl. Meditation - möge hier für methodische Hinweise klicken. So ist es möglich, einen individuellen Zugang zur Wirklichkeit hinter allen Worten zu suchen und zu finden, und an ihr teilzuhaben.

Beim Johannesevangelium ist bei intensiverer meditativer Auseinandersetzung erahnbar, dass seine Schwerpunktsetzung einer meditativen Rückschau des Evangelisten auf selbst im Leben Miterlebtes entstammt - evtl. redigiert von seinen Schülern.

Bei der Johannesoffenbarung hingegen ist es offensichtlich, dass sie auf Visionen zurückgeht. Hier sind keine gedanklichen Fortschreibungen äußerer Lebenserfahrungen in die Zukunft hinein am Werk. Die Form dieser Visionen zeigt auch – Erfahrungen im Ringen um die Unterscheidungskraft bei eigenen inneren Bildern usw. vorausgesetzt –, dass sie von höheren Ebenen stammen, als von jenen, wo sich äußere Erwartungen in imaginative Bilder formen können; eine Vermischung mit Persönlichem ist nicht erkennbar. Die Quelle ist auch klar benannt, wenngleich das allein bei solchen Erlebnissen keine Gewähr wäre: „Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in der Kürze geschehen soll; und hat sie gedeutet und gesandt durch seinen Engel zu seinem Knecht Johannes...".

Moderne evangelische Theologie interessiert sich meist nicht besonders für diese apokalyptische Schrift. Sie könnte sie mit ihren äußeren Methoden nicht wirklich, oder nur bruchstückhaft entschlüsseln, da sie die „Methode" ihrer Entstehung und die damit verbundene Symbolik nicht aus eigenen Erfahrungen ableiten kann. In der katholischen Kirche bestehen einige Vorstellungen über die Apokalypse, aber die Menschen lesen diese dort kaum; zu ferne ist sie der Selbstzufriedenheit vieler Menschen und Kirchen in der heutigen Zeit. Freikirchen und Sekten dagegen berufen sich direkt auf die Johannesoffenbarung = Apokalypse*. Sie lesen aus der prophetischen Schau verstandesgemäß, also auch mit einer allein nicht zureichenden Methode, oft eine einzige äußere Katastrophenzeit heraus; und sehen sich jeweils als die Auserwählten, oder zumindest als die am direktesten Auserwählten. *Der Begriff Apokalypse stammt aus dem Griechischen, und heißt Aufdeckung, Offenbarung, und nicht etwa Katastrophe.

Im Kapitel zum Pfingstereignis wurde bereits auf Übergänge von individuellen Wirken Jesu in seinem Umkreis zu Entwicklungen im Großen hingewiesen.

Wird nach den Evangelien auch die Johannesoffenbarung auf ganzheitliche Weise erarbeitet, wie in der „Einführung.../ Methodische Hinweise" angeregt, zeigt sich Unerwartetes, in der Literatur so nicht zu Findendes:

Die Offenbarung zeigt eine Abfolge, die der Abfolge im Leben Jesu verwandt ist. Jedoch ist eindeutig von Entwicklungen in der Menschheit bzw. Erde und im Kosmos die Rede; auch eine noch so innerliche, mystische Verarbeitung bestätigt lediglich, dass es keine bloßen Bilder zur Unterstützung der Entfaltung oder „Einweihung" des einzelnen Menschen sind; wenngleich sie angesichts der besagten Parallelen zu den Evangelien Einzelnen auch derart individuell helfen können. Die eigentliche Stufe der Apokalyptik ist eher ein Bewusstsein, welches das urbildhafte Geschehen um Jesus Christus vor zweitausend Jahren ausweitet auf eine ebenso von urbildhaften Schritten durchzogene Entwicklung der Menschheit und Erde vor dem Hintergrund des Kosmos. Hier ist auch der universelle Aspekt Christi inbegriffen, gegenüber seinem Wirken als Menschensohn um die Zeitenwende. Von dieser Warte her wären wiederum einige Rückschlüsse auf das Geschehen im Kleinen vor ca. 2000 Jahren möglich.

Die Offenbarung besitzt allerdings eine unnachahmliche größere Komplexizität als die Schilderung der Evangelien. Sie ist also auch keine bloße Projektion des von Johannes am Leben Jesu Erlebten auf das Weltgeschehen.

Die Offenbarung beschreibt in ihrem eigentlichen „Element" ein Geschehen im mehreren Dimensionen bzw. Seinsebenen. Nur sekundär sind auch zeitliche Abfolgen in den Schritten zu finden. Schon von daher ist klar, dass viele Deutungen als historische Geschehnisse teils nur kleine Anklänge an das Geschaute darstellen, und teils ausgesprochen irreführend sein müssen.

Von einem anderen, ebenfalls zulässigen Gesichtspunkt her sieht R. Steiner die erschauten zukünftigen Bewusstseinszustände der Menschheit als z.T. vorwegnehmbar durch einige Geistesschüler der Gegenwart. R. Steiner, nachlesbar in: „Die Apokalypse des Johannes", Vortragszyklus 1908.

Im Sinne von Otto Hanish, Gründer der zarathustrisch orientierten „Mazdaznan"- Lebensreformbewegung fand Oberdörffer Entsprechungen zu physiologischen Entwicklungen z.B. der Nervenbahnen im Menschen. „Die Apokalypse", Dt. Mazdaznan Bewegung, Gablonzer Str.7, 76185 Karlsruhe.

Eine kapitelweise esoterische Ausdeutung versuchte etwa Artur Schult: „Das Johannesevangelium als Offenbarung des Kosmischen Christus" und „Weltenwerden und Johannesapokalypse". Natürlich sind das erkenntnismäßige Annäherungsversuche, zu denen es viele Anmerkungen zu machen gäbe.

Hier noch eine Anmerkung zu älteren Prophetien: Es hilft wenig, die Johannesapokalypse in der Ausdeutung zu vermischen mit der Prophetie des Alten Testamentes. Auch wenn an einigen Stellen verwandte Bilder verwendet werden, müssten die Aussagen der alten Propheten erst einmal mit den geschichtlichen Ereignissen der vorchristlichen Zeit und entsprechenden Zeittafeln verglichen werden. Dann zeigt sich nämlich, dass diese Propheten fast ausnahmslos von damals bevorstehenden Ereignissen in vorchristlicher Zeit und in der Zeit Christi sprachen: z.B. der babylonischen Gefangenschaft und der damaligen Rückkehr der Juden, sowie den nachfolgenden Kriegen im Land, einem damaligen Sieg der Juden, usw.; auch vom Kommen des Messias bzw. Christus (zum Messias vgl. die Seite über das Alte Testament). Nur an ganz wenigen Stellen schimmert zusätzlich etwas durch, was bisher nicht geschehen ist, und auf unsere Zeit bzw. auf das in der Johannesoffenbarung Geschilderte hindeutet (z.B. Jesaja 24; 25; 27; 66:15; Daniel 7:9-28; Sprüche 2:21-22.)

Joh.off.5:6 wurde in traditioneller (christlicher) Theologie als grundlegende Vision herausgearbeitet: das Lamm, das geschlachtet wurde, und trotzdem aufrecht vor dem Thron Gottes steht. In einer kirchlichen Sicht wurde die Kirche als erste Stelle gesehen, wo sich das Neue umsetzt. Ansonsten behandelten Theologen die Johannesoffenbarung im Zusammenhang mit dem "endzeitlichen" (eschatologischen) Vertrauen auf ein kommendes "Königreich" Gottes, besonders im Zusammenhang mit entsprechenden Reden aus den Lehrjahren von Jesus. Was Gott mit Jesus begonnen hat, was aber unvollendet ist, entfaltet sich weiter bis zur Vollendung; vgl. Philipper 1:6. Dabei kam es vor, dass ein Beginn eines "neuen Himmels und einer neuen Erde" (Joh.off.21) schon mit der Kreuzigung und Auferstehung Jesu angenommen wurde - und dann eine kontinuierliche Entwicklung dahin angenommen wurde. Die Johannesoffenbarung spricht allerdings von einem Umbruch, der selbst bei einer noch so symbolischen Auslegung ein nie dagewesenes Ausmaß erahnen lässt. Der Scheinwiderspruch zwischen etwas eigentlich schon Vorhandenem und einer späteren Verwirklichung wird sich nur wirklich lösen, wenn jenes Bewusstsein ansatzweise meditativ nachvollzogen wird, das Jesus zeigt, wenn er mehrfach sinngemäß sagt "Es kommt die Zeit und ist schon jetzt..." (Joh.ev. 4 und 5): Es besagt, dass etwas auf einer geistigeren Ebene schon real Gegebenes, auf der sichtbaren Ebene später zur Geltung kommen wird.

Zur "kleinen Apokalypse" im Matthäus-Evangelium

 

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