Der
interreligiöse Dialog
Die zusätzlichen Seiten dieses Internetprojekts zu verschiedenen anderen
Religionen sind ein Beitrag zum besseren Verstehen derselben und zum
interreligiösen Dialog****, wie er seit vielen Jahren stattfindet. Diese
Anmerkungen zum Islam erheben nicht den Anspruch, den Islam insgesamt zu
charakterisieren, zumal es auch unterschiedliche Schulen
des Islam gibt.
Der Koran und die anderen Schriftreligionen.
Islam bedeutet "Unterwerfung (sich unterwerfen unter den Willen Gottes)",
auch "Hingabe (an Gott)".
Die Heilige Schrift des Islam, der Koran wird aufgefasst als Inspiration, dem
Propheten Mohammed vermittelt durch Gott bzw. durch den Engel Gibril
- der manchmal mit dem auch im Christentum bekannten Erzengel
Gabriel identifiziert wurde. Sicher
ist, dass dem Koran zentrale Bedeutung zukäme. Darüber hinaus spielen zur
Auslegung weitere Traditionen (Sunna; wörtlich: "Gewohnheit") mit
Überlieferungen aus der Zeit des Propheten
(Hadith) eine Rolle. Auch ein Prophet ist in seinem
persönlichen Verhalten ein Mensch, kein Gott. Es ist auch zu bedenken,
dass es wie unter Christen auch Moslems gibt, die ihre Heilige Schrift nicht
genau kennen.
Christen bzw. Juden werden im Koran teils auch direkt als "Ihr Leute der Schrift" (Leute des Buches, z.B. Sure 4,171*) und. als "Ihr Kinder Israels" angesprochen. So können sie sich auch mit dem Koran*) befassen - auch wenn sie es meist nicht tun. Religionswissenschaft befasst sich jedenfalls mit den Heiligen Schriften aller Religionen, und erforscht u.a. die historische Entwicklung ihrer Auslegung**. Die Heiligen Schriften sollten jedoch mit Respekt studiert werden. Der eine Teil der moslemischen Koran- Kommentatoren schrieb, dass vom Koran eine Urform - wohlverwahrt bei Gott - existiert, die nur den reinen Engeln und den reinen menschlichen Gesandten zugänglich ist; ein anderer Teil von ihnen interpretierte, dass der Leser des auf der Erde vorliegenden Koran in einem reinen Zustand sein soll.
Der Prophet gilt als gesandt für eine "Zeit"
(oder Zwischenzeit; andere Übersetzung: "nach
einer Zwischenzeit"), in der die Gesandten
ausgeblieben sind (Sure 5,19*). Der Koran unterscheidet Gläubige
im Sinne der Lehren des Propheten Mohammed, "Leute des Buches" (Leute
der Schrift), und "Ungläubige". Mit den "Leuten des Buches"
sind insbesondere Juden und Christen gemeint, die neben
den Moslems auf derselben Tradition fußen; manchmal auch die
Zarathustrier ('Magus', vgl. Sure 22,17*). Denn der
Koran anerkennt auch eine Kette der "Propheten", die alle
übereinstimmende Lehren vom Einen Gott, vom jenseitigen Gericht
und dem Gebet für ihre Völker bzw. für ihre Zeit gaben (z.B. Sure
6, 83-92; Sure 7, Sure 4,136*). Insoweit Menschen dieser Religionen an diese
gemeinsamen Grundlagen glauben, werden sie im Koran selbst nicht zu den
Ungläubigen gerechnet. (Sure 5,48 u.a.*) In den
ersten Jahrhunderten des Islam wurde auf Christen und Juden kein Zwang
ausgeübt, zum Islam überzutreten (der Lehre im Koran entsprechend, "In
der Religion gibt es keinen Zwang", s. Sure 2, 256*).
Abraham gilt als einer der "Hanifen", die als
Einzelne direkt zum Glauben an den einen Gott fanden.
Allah - vorislamisch
altarabisch al-ilah - hat als semitisches Wort sicherlich
denselben Ursprung wie "Elohim", einem Gottesnamen der
hebräischen Bücher Mose.
Als "Ungläubige" - wörtlich ungefähr: "Verhüller" - im strengen Sinn galten zur Zeit des Propheten Mohammed die Polytheisten, bzw. Götzendiener, gegen die er in Arabien kämpfte, und vor denen auch schon die Bibel der Juden und der Christen gewarnt hat. Im weiteren Sinn gelten im Islam heute Diejenigen als ungläubig, die nicht an den einen Gott und das Gericht glauben. Manchmal wird der Begriff heute fälschlich pauschal auf alle Nichtmoslems angewendet; manchmal sogar auf Moslems einer jeweils anderen Richtung.
Jesus Christus.
Jesus wird neben der Bibel auch im Koran (7. Jahrhundert
n. Chr.) erwähnt. Dabei gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Es sei
darauf hingewiesen, dass der Koran Jesus in mehreren Stellen als Propheten, als Gesandten
Gottes, und auch als "Wort" Gottes mit nicht näher
erklärter Bedeutung, und als ein Geist von Gott
anerkennt (Sure 4,171*), "erschaffen
wie Adam" (Suren 2; 3,47 und 3,59; 5,...*). Er gilt also in einem
wohlverstandenen Islam auf jeden Fall mehr als bei jenen modernen christlichen
Theologen, die nur den Sozialreformator Jesus übrigließen! Lediglich die Lehre
von der - von den Christen der Zeit Mohammeds schon sehr irdisch verstandenen -
Gottessohnschaft Jesu im Rahmen der späteren Dreifaltigkeitslehre wurde im
Koran nicht akzeptiert; Christen, die das, was ursprünglich
gemeint war, noch so authentisch hätten erklären können, dass auch Menschen
mit anderem Ausgangspunkt das verstünden, gab es kaum noch. (Z.B. Sure
6,101*). Im
Römerbrief 1.4 heißt es, dass Jesus in seine Kraft des Geistes der
Heiligkeit "als Sohn eingesetzt" - also nicht als
Sohn geboren - wurde. Mit der
muslimischen Überzeugung, dass Gott ungeboren ist und Jesus nicht geboren
sondern erschaffen hat, damit könnten insoweit Christen eigentlich
übereinstimmen. Weiter
ist der Begriff (griechisch) "logos" - der in der Bibel gerade für
die göttliche Herkunft bzw. Sendung von Jesus Christus steht - in den
Evangelien auch als "Das Wort" (siehe oben) übersetzt worden, das im
Koran für Jesus gebraucht wird. Sind in den Inspirationen des Koran - wie in
der Bibel - Geheimnisse verborgen, die weder Muslime noch Christen bisher voll
ergründet haben, sodass sie sich nutzlos um Begriffe streiten? Auch wo Christen
diese Lehren so präsentieren, dass sie als "Vielgötterlehre"
verstanden werden könnten, entspricht dies nicht der Art, wie Jesus selbst
gelehrt hat: "Betet in meinem Namen (d.h. innerlich verbunden mit Jesus)
zum Vater (Gott)" (Johannesev. 15:16). Alles dreht sich im Leben
Jesu um den einen Gott, mit dem er eng verbunden war, und zu dem gerade er die
Menschen hinführen kann.
Der Begriff "Logos" (im Johannesevangelium 1 das "Wort Gottes", eine Bezeichnung, die dort mit Christus verbunden ist) kommt in Parets Koran-Übertragung unabhängig von Jesus vor, wird aber in anderen Koranausgaben als Gottes "Angelegenheit" bzw. Gottes "Befehl" aufgefasst (Sure 13,2 und 13,11*).
Der Koran sieht Jesus "wie Adam", den Gott aus Erde erschuf (Sure 3,59*) und spricht von einem "Gottgesandten" aus dem Geist Gottes, der Miriams (Marias) jungfräuliche Geburt Jesu vermittelte. (Sure 19,17-22*). In der christlichen Version kündigt der Engel des Herrn die Geburt Jesu aus dem Heiligen Geist an. Auch heißt es im Koran, Jesus wurde mit dem Heiligen Geist / Geist der Heiligkeit gestärkt (Sure 5,110*).
Lt. Koran kündigte der junge Jesus seine
Auferweckung an (Sure 19,33*), womit allerdings auch seine Wiederkunft am
"jüngsten Tag" (dem Gericht, mit der
Auferstehung der Gläubigen, gemeint sein könnte, die im Koran häufig genannt
wird, s.u., Sure 4,159*) Der Koran spricht davon, dass
Jesus lebend in den Himmel erhoben wurde (Sure 4, 157 -159, Sure 3,55*).
Moslems und Christen sind sich nicht
einig darüber, ob Jesus vor seiner Himmelfahrt gekreuzigt wurde, starb und
durch Gott den Tod überwand – wie die Christen sagen -, oder ob er ohne
Kreuzigung lebendig in den Himmel erhoben wurde - wie Muslime glauben. Gemeinsam
ist aber der Glaube, dass er zu der Zeit als er erhoben wurde, keineswegs „tot"
war, sondern z.B. die Menschen belehrte.
Schon in der Sure 3,55 bzw. 5,48* heißt es, „...ich werde ihn rein
machen" und „...werdet ihr alle zu mir zurückkehren, und ich (Gott)
werde zwischen Euch entscheiden über das, worüber ihr Euch (im Erdenleben)
uneins wart". Die Lösung einiger verbliebener Geheimnisse könnten
Christen und Moslems daher in Ruhe abwarten, statt zu streiten.
Desgleichen enthält der Koran die Auferstehung
der Gläubigen zur Zeit des Gerichts (Sure 36,77-83;
Sure 69,13-37;
Suren 75 und 99 u.a.*).
Jesus wird dann wiederkommen und über die gläubigen
Leute der Schrift Zeuge sein (Sure 4,159; vgl. Sure 16,89*).
Diejenigen, auch Nichtmuslime, die an Gott und den
jüngsten Tag glauben, "und tun was recht ist" (im Sinne der Gebote),
haben lt. Koran das Gericht nicht zu fürchten (Sure 2,62; Sure
4,123-124; Sure 7,170*). Das
Gericht ist im Koran wie in der Bibel eindeutig eine Sache Gottes, und nicht
eine Sache der Menschen, egal ob Christen, Moslems oder Juden.
(Solche Vergleiche zwischen den Religionen dienen hier nicht dazu, die
Unabhängigkeit des Koran zu bezweifeln.)
Ethische Grundlagen.
Auch die ethischen Grundlagen der 3
"abrahamitischen Religionen" sind eng verwandt. Die Gebote kommen,
wenn auch nicht gleich aufgelistet, auch im Islam vor, u.a.
in Sure 17,22-39; Sure 5,38-40; Sure 2,188; Sure 4,135; Sure 2,195; und Sure
17,70* (Menschenwürde). Der Koran verbietet z.B. strengstens und
ausnahmslos das Töten Unschuldiger (z.B. Sure
5,27-32*). Der Begriff "Jihad"
(Gihad, gesprochen Dschihad), bedeutet nur: "Kampf"
bzw. "Anstrengung"; die
Bedeutung "Heiliger Krieg" entstammt nicht dem Koran, sondern
Aussprüchen Mohammeds und islamischen Rechtsschulen.***) Die geistig
-moralische Arbeit im Inneren an den eigenen gottfernen Leidenschaften gilt als
der "Grosse Jihad", dem größere Bedeutung beigemessen wird als
allen äußeren Auseinandersetzungen. (Vgl. z.B. die Botschaft Jesu,
"zuerst den Balken aus dem eigenen Auge zu ziehen..."- Viele
äußere Konflikte würden so ihre Grundlage verlieren.) Der "Jihad
des Wortes" ist die friedliche Vertretung des Glaubens. Der "Jihad mit
der Hand" ist das tätige, belehrende Beispiel des Gläubigen. Der
"Jihad des Schwertes" wird auch der "Kleine Jihad"
genannt; er ist nur zur Verteidigung angegriffener Gläubiger
und "ohne Übertretungen"
gestattet (vgl. Sure 2,190*). Die "Heftigkeit" des Umgangs mit
Andersgläubigen ist jedoch auch im Koran angelegt (Sure 48,29, Sure 47,4*);
derartige "heftige" Passagen können verglichen werden mit andersartigen Stellen, wo sie
ihre Grenze finden, (wie "In
der Religion gibt es keinen Zwang", Sure 2, 256).
Umfangreich sind die traditionellen Regeln zum Umgang zwischen den
Geschlechtern incl. dem Verbot der Ehe mit Angehörigen anderer Religionen
usw.
Zur islamischen Praxis gehören: "Die
Bezeugung, dass es keinen Gott außer Gott
(Allah) gibt und Mohammed der Gesandte Gottes ist;
dass die vorgeschriebenen 5 täglichen Gebete
verrichtet werden (Sure 2,177*);
das jährliche Fasten im Monat Ramadan eingehalten
wird (Sure 2,185*);
die Pilgerfahrt möglichst einmal im Leben
vollzogen wird (Sure 2,196*);
und die Zakkat (Abgabe für
soziale Zwecke) gezahlt wird (Sure 2,177*)".
Im heutigen Islam gibt es keine zentrale Stelle, die über religiös- ethische Fragen entscheidet. Jedoch würden Positionen, die von einer deutlichen Mehrheit der angesehenen Rechtsgelehrten geteilt werden, wahrscheinlich breit akzeptiert werden.
*) Benutzt wurde u.a. "Der Koran, Übersetzung von Rudi Paret", Kohlhammer-Verlag, welche Übertragung wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, und deutlich zwischen wörtlichen Übersetzungen und Einfügungen zum besseren sprachlichen Verständnis unterscheidet. Benutzt wird hier die ägyptische Verszählung. Andere Übersetzungen können eine der anderen zwei Verszählungen benutzen; dann finden Sie die erwähnte Stelle kurz vor oder nach der angegebenen Versnummer in der selben Sure; z.B. kann sie in der Ausgabe der Ahmadiyya Muslim Jamaat einen Vers später stehen. Die schwere Übersetzbarkeit des Koran gilt nicht so sehr für solche klaren Stellen, wie die angegebenen. Die Bedeutung der Koranstellen wurde auch mit "Der Koran, übersetzt und kommentiert von Adel Theodor Khoury, 2007" abgeglichen, dessen Übertragung auch bei islamischen Gelehrten Anerkennung gefunden hat, und dessen Kommentar die traditionelle Auslegung der islamischen Rechtsschulen berücksichtigt.
**) Zur geschichtlichen Entwicklung der Koranauslegung und der verschiedenen Schulen siehe Hans Küng, "Der Islam Geschichte, Gegenwart, Zukunft" oder die Sonderausgabe 2007 als "Der Islam Wesen und Geschichte", Piper-Verlag. Ausführlichere Hinweise auf die mystischen und die früher vorhanden gewesenen philosophischen Traditionen in der Geschichte besonders des iranischen Islam gibt es in französischer Sprache: Henri Corbin, "En Islam iranien. Aspects spirituels et philosophiques" I, II, III. Paris. (Soweit Bücher Anderer erwähnt sind, heißt das nicht automatisch, dass alle Ansichten darin unterstützt würden.)
***) Auch die historischen "christlichen Kreuzzüge" waren nicht biblisch begründet, sondern menschliche Taten, und stehen z.B. bei vielen europäischen Christen heute in schlechtem Ruf.
****) (Vgl. dazu im Islam die Koran-Sure 164, Vers. 125.)
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