Christuswege

Teil 3  Verschiedene Themen; praktische und biblische Fragen.


Jesus und Flucht / Migration / Kulturen

Der biblische Befund zeigt ein vielfältiges Bild.
- bei der Geschichte des barmherzigen Samariters (z.B. Lukas10:24 ff.) und bei der samaritischen Frau am Brunnen (Johannesev. 4) sieht Jesus die Eigenschaften des allgemein menschlichen Kerns als ausschlaggebend, und nicht die Angehörigkeit zu einem fremden Stamm.
Die Samaritaner waren sonst bei den Juden gering geschätzt - u.a. weil sie nicht an Jerusalem orientiert waren. Jedoch waren sie ethnisch, sprachlich, kulturell und religiös den Juden relativ nahe.

- Auch über die Bibel hinaus hatte und hat im Orient die gute Behandlung des Gastes - auch eines Reisenden aus dem Ausland - eine hohe Bedeutung. Allerdings wurde und wird dabei erwartet, dass der Gast sich an die Sitten der Gastgeber anpasst. Es gab keine gesellschaftlich erhebliche Einwanderung.

- Die Begegnung von Petrus und dem römischen Hauptmann Cornelius (Apostelg. 10:28) wirft ein Licht auf die Art von Begegnungen mit und Bekehrungen von Angehörigen heidnischer Religionen. Wiederum war dabei der seelisch-geistige Kern des Menschen ausschlaggebend, und nicht dessen Amt oder Religion. Daraus kann jedoch njcht herausgelesen werden, dass z.B. Juden und Römer - oder Juden und Samaritaner (s. oben), oder an anderer Stelle Juden und Griechen - als Kulturen oder Länder einfach bedeutungslos wären.

- Der Lehrauftrag an die Jünger: "Lehret alle Völker..." (Matthäus 28:19 und Luk.24:47)  bzw. "Gehet hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung ..." (Mk. 16:15) deutet besonders in Matthäus nicht automatisch darauf hin, dass die jeweiligen vorherigen Kulturen der Menschen ignoriert werden sollen, wie es in der vergangenen christlichen Missionsarbeit oft geschehen ist. Sie sollen vielmehr ernst genommen werden. Religion kann nur freilassend und einfühlsam gelehrt werden,  wenn wirklicher Gottesglaube entstehen soll. 

So ergeben sich Gesichtspunkte für individuelles Verhalten, aber - wie auch bei Bibelstellen zu anderen Themen, etwa der Bergpredigt -, keine unmittelbaren politischen Handlungsanleitungen für die Gegenwart. 

Der Kirchenlehrer Thomas von Aquin (Summa theologiae I-II, Q.105,art. 3, 13. Jahrhundert),  unterschied nach der altjüdischen Tradition Fremde, die ein friedliches oder ein feindliches Verhältnis zum Staatsvolk hatten. Im Einzelnen wird unterschieden zwischen feindlichen Fremden, die überhaupt nicht aufgenommen wurden; friedlichen Reisenden, die nicht unterdrückt werden sollen; und Fremden, die friedlich ankommen, um eine Zeit im Land zu bleiben, welche nach Exodus 22,20 ebenfalls nicht unterdrückt oder bedrängt werden sollen; sowie anderen Fremden, die nach langzeitiger Anpassung völlig zum Staatsleben und religiösen Ritus zugelassen wurden.

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