Christuswege

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Teil 3  Verschiedene Themen, Fragen des Lebens.

Bewusstsein, Gehirnforschung und Freier Wille.

Bei ihren Bemühungen, Entscheidungen zu treffen, haben wache Menschen aus allen Kulturen und Zeiten*) lange vor der heutigen Forschung umfangreiche Erfahrungen zur Herkunft ihrer verschiedenen Gemütsregungen gesammelt. Spirituelle bzw. religiöse Entwicklungswege sind ein Zeugnis für die Fähigkeit des Menschen, sich auch in diesem Ringen um ethische Entscheidungen real weiterzuentwickeln, statt alles als von vornherein festgelegt zu betrachten. Dennoch gab es auch im religiösen Bereich Einige, die zum Fatalismus neigten, also zum Glauben an eine mehr oder weniger große Vorherbestimmtheit (Determinierung) des Schicksals. 

Schon die heutige Fähigkeit des Denkens ist meist nur teilweise bewusst. Wenn sich jemand auch nur der darauf einwirkenden Gefühle bewusst werden und bleiben will, muss er/sie normalerweise lange Zeit intensiv darauf achten, um sensibler dafür zu werden. Noch etwas unbewusster laufen die Regungen des Willens ab, und es erfordert noch größere Anstrengungen, sich derselben voll bewusst zu werden, oder gar sie völlig frei zu gestalten. Diese Unbewusstheit des Willens kannte z.B. auch schon Rudolf Steiner unabhängig von der modernen Gehirnforschung. Aber er wusste auch, was naturwissenschaftlich noch gar nicht erforscht ist, nämlich dass diese eigene Kontrolle auch des Willens sehr wohl trainiert werden kann. Viele Christen erleben sehr handfest, dass sogar noch mehr möglich ist, nämlich den menschlichen Willen mehr und mehr "Gott zu übergeben". Dies geht in irgendeinem Maße sogar auf jeder Stufe der eigenen Entwicklung, d.h. auch so lange der Mensch sein Inneres nicht besonders tief durchschaut. Es ist solcherart eine Instanz im Spiel, die den Weg helfend begleitet. Dieser Weg führt früher oder später durchaus zu einem immer bewussteren Leben. (Diese Praxis hat nichts zu tun mit den Gehorsamkeitsforderungen einer Kirche gegenüber ihren Mitgliedern.)

Vor diesem Hintergrund gestatten die Befunde einiger moderner Neurologen andere Schlussfolgerungen, als sie in einigen wissenschaftlichen Zeitschriften dargestellt wurden. Diese fanden durch Messungen bei experimentellen Handbewegungen heraus, dass die Bewegungsbereitschaft im Nervensystem sich schon aufbaute, während subjektiv erst die bewusste Absicht zur Handbewegung entstand. Anschließend glaubte die Person, die Handlung habe begonnen, die dann noch 1/100 Millisekunde später tatsächlich begann.**) 
Dies bestätigt zunächst lediglich, dass - wie oben erwähnt - das bewusste Denken des Menschen normalerweise nicht die alleinige Grundlage seines Handelns ist, sondern die Kompliziertheit seines Wesens in seine Entscheidungen einfließt. Das festgestellte "Bereitschaftspotenzial" besagt hingegen überhaupt nicht, dass der Mensch durch jede solche unbewusste Willensregung vollautomatisch bestimmt wäre, ihr auch zu folgen. Das wäre ein unzulässiger Umkehrschluss. Der Freie Wille ist so also noch keineswegs widerlegt, wie Einige meinten. Es wäre aber entsprechend den angeführten Erfahrungen ("Feldforschung" aus Jahrtausenden) korrekt, anzunehmen, dass vielfach der reine Intellekt nicht ausreicht, um den "freien Willen" auszuzüben. Das Denken und gute Vorsätze können nur ein erster Schritt zu einer verantwortlicheren eigenen Rolle sein; hinzu kommen müsste dann auch, sich mit bisher unterbewussten Gefühlen und gewohnheitsmäßigen, unbewussten Impulsen des Willens auseinanderzusetzen. Das "neurale Bereitschaftspotenzial" wird dann schneller als Solches bewusst. Es ist also sehr wohl möglich, ein verantwortlicheres Leben zu erstreben. 

Darüber hinaus ist zu bedenken, dass, wenn z.B. die elektrischen Potenziale der Nervenenden gemessen werden, nur aus klassischer naturwissenschaftlicher Sicht von "Ursachen" gesprochen würde. Geisteswissenschaftlich betrachtet, ist es sehr wohl möglich, darin eine "Wirkung" zu sehen, nämlich das Klavier, auf dem das seelisch-geistige Wesen samt seinem Willen spielt. Das ist auf rein naturwissenschaftlicher, biologischer Ebene nicht entscheidbar. Ebenso kann die Biologie nicht darüber entscheiden, ob und wie in diesem komplizierten menschlichen Organismus Gottes Wirken gegenwärtig sei***). Sie kann sich aber sehr wohl von ihrer Warte her solchen Fragen annähern. Sie könnte z.B. Messungen versuchen, was im Menschen anders ablaufen kann, wenn jemand mit Gebet z.B. gegen einen unerwünschten Willensimpuls angeht****). Nur kann sie so allein noch nicht beurteilen, was Beten für die Gläubigen "ist".

*) Siehe aber die Unterschiede in den archaischen, magischen, mythischen und intellektuellen... Entwicklungsstufen des menschlichen Bewusstseins - wie sie in unseren Allgemeinen Gesichtspunkten zu den Naturreligionen & "Religion als Rückverbindung mit Gott..." dargestellt sind. Die Quellen menschlicher Regungen wurden in bestimmten Zeiten stärker außerhalb des Menschen wahrgenommen, und ein andermal stärker in seinem Innern. Die heutigen Möglichkeiten der Bewusstseinsentwicklung werden auf Grund der Schritte im Leben Jesu in unserem Haupttext Teil 1 herausgearbeitet. Der Mensch kann heute bewusst - im  Unterschied zu einer früheren, mehr instinktähnlichen Weise - z.B. lernen, die Zusammenhänge mit seinem Umkreis und der Umwelt sowie der Erde wieder stärker zu erkennen.  So ergeben sich auch für die Gesellschaft neben sozialen und ökologischen Erkenntnissen auch allgemeine ethische und religionsphilosophische Gesichtspunkte.

**) Z.B. in "Spektrum der Wissenschaft", April 2005. 

***) Siehe auch unsere Seite "Naturwissenschaft und Gottesglaube".

****) Siehe auch unsere Darstellung betreffend die "Verarbeitung des täglichen Lebens".

 

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