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Christuswege.net

Teil 4  Verschiedene Themen;
Beiträge zum Verhältnis zu anderen Religionen


Anmerkungen zu alteuropäischen Religionen.

Die zusätzlichen Seiten des Internetprojekts "Christuswege" zu verschiedenen anderen Religionen sind ein Beitrag zum besseren Verstehen der Religionen, statt alles von vornherein als fremd und negativ zu erklären, was anders "klingt", als es Christen gewohnt sind. Bei dieser Seite zu den mehr oder weniger vom Christentum verdrängten alteuropäischen Religionen wird auf deren Verhältnis zu anderen Religionen und einem Christentum eingegangen, das sich seiner eigenen spirituellen Tiefen (wieder) bewusst ist. Dabei treten Gemeinsamkeiten, wie auch Unterschiede zu Tage.

Zur Einschätzung der Griechischen Religion
Anmerkungen zur Altrömischen Religion
Altgermanische Religion
Keltische Religion
Frühere Slawische Religion
Frühere Baltische Religion
Frühere Baskische Religion
Frühere Finnische Religion

Zur Einschätzung der Griechischen Religion 

Die altgriechische Religion der historischen Zeit ist durch die erhaltenen Mythen und die alten Historiker relativ gut bekannt. Viele Schriften der griechischen Philosophen waren auch schon frühen islamischen Gelehrten bekannt, wurden von diesen übersetzt, und sind in das Denken der frühen christlichen Theologen eingeflossen. (Heute wird die griechische Götterwelt eher als Gesamtkunstwerk wahrgenommen, statt als Religion, da sie als solche praktisch nicht mehr ausgeübt wird.). Dennoch gibt es auch Punkte, die nicht allgemein bewusst sind.

Die Vielfalt der griechischen "Götter" erklärt sich aus den Beiträgen der vorgriechschen Mittelmeerbevölkerung und der eingewanderten indoeuropäischen Griechen; sowie aus der Aufeinanderfolge verschiedener Epochen mit unterschiedlichem Bewusstsein. Daraus ergaben sich auch später unterschiedliche Richtungen.

Für ein maßvolles Leben und die Befolgung göttlicher Gebote stand der Gott Apollo, der u.a. dem germanischen Baldur (s.u.) ähnelt, einer in älterer Zeit besonders verehrten sonnenhaften, zentralen Gottheit. Der im klassischen Griechenland als mächtigster Himmelsgott verehrte Zeus war ursprünglich keine zentrale Gottheit, sondern Hesiod berichtet, dass die Verehrung des Uranos (Himmel) älter war, abgelöst von Kronos und später von Zeus. Z.B. finden sich bei Kronos Anklänge an den Planeten Saturn und die diesem im alten Entsprechungsdenken zugeschriebenen Eigenschaften, und bei Zeus an die des Jupiter (vgl. auch Ares / Mars, Aphrodite / Venus, Hermes / Merkur). Hier können auch alte Überlieferungen von Geschehnissen bzw. Umbruchzeiten eine Rolle spielen, die auf die eine oder andere Weise mit den jeweiligen Planeten in Verbindung gesehen wurden - entgegen einer verbreiteten wissenschaftlichen Sicht der Mythen als bloßer dichterischer Phantasie. Überhaupt entsprechen diese in verschiedenen indoeuropäischen Religionen in variablen Gestalten auffindbaren "Götter" eher einem alten System von Charaktereigenschaften, wie es heute noch z.B. Astrologen nachzuempfinden suchen. Nun ist die Frage erlaubt, "Charaktereigenschaften von was oder von wem?" In mehreren alten Religionen finden sich - bei Abwesenheit wissenschaftlicher Vorurteile - Anzeichen dafür, dass die Kenntnis von einer zentralen Schöpfergottheit älter sein könnte, als die Verehrung der vielen "Götter" - auch wenn es nicht automatisch die heutigen Möglichkeiten gab, mit diesem Schöpfer direkt in Beziehung zu treten. dass die "Götter" im Laufe der Zeit immer mehr vermenschlicht wurden in ihren "Taten", haben jedenfalls schon altgriechische Philosophen erkannt und kritisiert.

In anderer Weise dürften Gestalten wie Herakles (Herkules) ursprünglich gar keine "Götter" im üblichen Sinn gewesen sein, sondern "Heroen" oder Menschen, deren heldenhafte "Taten" als Schritte auf ihrem spirituellen Weg geschildert und oft symbolisch umschrieben sind. Mit diesem Blickwinkel haben sich weniger Religionsforscher, sondern eher einige Tiefenpsychologen befasst. 

Eine andere Richtung eines spirituellen Weges - anderer Herkunft - stellten besonders die altgriechischen Mysterien der Demeter oder des Dionysos dar, sowie die späteren hellenistischen Mysterienkulte, in denen geheime symbolische Zeremonien usw. gepflegt wurden. 

Direkte Lehren zur Moral sind erst spät zu finden (Hesiod, Sokrates). Aber vorher war auch aus den Mythen eine gewisse Haltung zum Leben herauszulesen. 
Die Griechen hatten auch, wie andere Kulturen, unterschiedlich ausgestaltete Vorstellungen davon, dass der Mensch seinen Tod überlebt, einmal in der Umgebung des Bestattungsplatzes, oder in einer Unterwelt, ein anderes Mal - für Auserwählte, in einem paradiesähnlichen Elysium oder einer Insel der Seligen.


Anmerkungen zur Altrömischen Religion 

Die gut erforschbaren Schriften über die vorchristliche römische Religion lassen uns vermuten, dass da die älteste Form der Religion der nach Italien eingewanderten indoeuropäischen Italiker nicht mehr voll in Erinnerung war. Spuren des Schöpfungsmythos, wie er in verwandten Religionen noch erkennbar ist, sind bei den Römern selbst nicht leicht zu finden. Die Römer haben später viele Einflüsse aus der damals bekannten Welt aufgenommen.

Der älteste bekannte römische Glaube beruhte auf ausgesprochen nüchtern, ohne mythische Geschichten, Bilder oder Tempel angerufenen "Höheren Mächten", in den Dingen wirkenden Kräften ("Numina"). Bei Jupiter finden wir wieder etwas wie den Himmelsgott Zeus der Griechen (s.o.); und  ähnlich den "Kriegsgott" Mars, der später mit dem "Kriegsgott" Quirinus der Sabiner zusammenfiel. Weitere Götter dieser Art waren Volcanus, Saturnus, Neptunus, und die Erdgöttin Tellus... Diese Götter wurden für Angelegenheiten des Lebens, zu gewinnen gesucht ("ich gebe, damit Du gibst"); während andere, negative Mächte stattdessen abgewehrt werden mussten. 
Eine Besonderheit der römischen Religion war, auch abstrakte Begriffe wie Treue, Eintracht, Hoffnung, Sieg zu göttlichen Wesen zu machen.
Von den vorrömischen, wohl ursprünglich aus Kleinasien stammenden Etruskern haben die Römer von diesen weitere Götter, z.B. Minerva, und den Tempelbau übernommen. Nun standen Jupiter, Juno und Minerva im Vordergrund. 
Weiter wurden griechische Gottheiten und Heroen aufgenommen, wie sie in den "Sybillinischen Büchern" vorkommen, und soweit möglich mit römischen identifiziert. 
Auch phrygische, ägyptische und vorderasiatische Traditionen wurden mit aufgenommen, in der Spätzeit auch hellenistische Mysterienkulte. So kam insgesamt eine gewisse emotionale Ausschmückung des vorher sehr nüchternen Glaubens zu Stande.

Seit Cäsar und Augustus kam noch der Kaiserkult hinzu, wo der Kaiser nach dem Tod bzw. auch schon während des Lebens göttliche Verehrung beanspruchte.

Auch ein Tempel des "Unbekannten Gottes" existierte. Es wurde von Einigen angenommen, dass sich hier hinter der verwirrenden Vielfalt verehrter Wesen doch eine Ahnung vom wahren Gott zeigt - was nicht heißt, dass es einen angemessenen Weg gegeben hätte, sich mit diesem zu verbinden.

Angesichts der Vielfalt verehrter Wesen darf immerhin darauf hingewiesen werden, dass z.B. auch Christen wie Muslime Wesen zwischen Mensch und Gott kennen, nämlich die Engel, und einige christliche Kirchen auch die "Heiligen".

Ethische Grundsätze lernten Römer weniger durch Lehren, sondern eher in der Praxis: z.B. eine gewisse Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit durch die religiösen Riten, oder durch ausgefeilte Gesetze. Mit diesen Gesetzen war allerdings u.a. auch eine gewisse Staatsgläubigkeit verbunden, deren Auswirkungen sich vielfach in Ländern gezeigt haben, die das römische Recht übernommen haben. 
Das Los der Toten - in einer Unterwelt - wurde zumindest in der ältesten bekannten römischen Religion nicht als besonders angenehm empfunden.

Im vierten Jahrhundert löste das Christentum auf Initiative des römischen Kaisers Konstantin die bisherigen römischen Götterkulte ab.


Altgermanische Religion

Mit diesem Beitrag ist nicht der Anspruch verbunden, die germanische Religion und deren Entwicklung umfassend nachzuzeichnen, was angesichts der beschränkten wissenschaftlichen Befunde auch gar nicht möglich wäre. 
Auch wird hier nicht die Rolle von germanischen Überlieferungen in der jüngeren deutschen Geschichte und von deren Missbräuchen untersucht, sondern nur der ursprüngliche spirituelle Kern dieser vorchristlichen Religion, der nicht mehr und nicht weniger missbrauchsträchtig sein dürfte als andere religiöse Überlieferungen. Je besser das, um was es eigentlich ging, verstanden wird, desto weniger kann es missbraucht werden.

Die in Deutschland auffindbaren Zeugnisse und Überlieferungen aus vorchristlicher Zeit waren spärlich, und die Berichte der Römer subjektiv. So haben Forscher besonders die schriftliche skandinavische Variante herangezogen. Die heute bekannte isländische Edda, bzw. die beiden Edden, wurden aus der mündlichen Überlieferung im 11./12./13. Jahrhundert aufgeschrieben, als im übrigen Europa das Christentum schon weit vorgedrungen war. Da Island per Volksabstimmung das Christentum übernahm, konnte ein germanischer Priester automatisch zum christlichen Pfarrer werden. Daher wurde die Möglichkeit gesehen, dass einige Züge bereits eine Verarbeitung des Christlichen sein könnten. Dafür gibt es aber keine Beweise. Mindestens die ältere Lieder-Edda gilt heute als authentisch. Wir wissen nicht, wie alt die dem Buch zu Grunde liegende Überlieferung selbst ist. Auch sollte immer bedacht werden, dass es im Bereich von Spiritualität und Religion auch geistige Realitäten geben kann, die dann notwendigerweise an mehreren Stellen der Erde auf jeweils unterschiedliche Weise erlebt werden. Selbst Kulturstufen bzw. Bewusstseinsentwicklungen in der Menschheitsgeschichte (vgl. z.B. Jean Gebser, "Ursprung und Gegenwart") können Menschen unabhängig voneinander in ähnlicher Weise mitmachen. Aber selbst wenn Erkenntnisse aus christlichen Quellen eingeflossen wären, würde das gerade zeigen, dass über Kulturbarrieren hinweg auch ein freies Voneinander-Lernen möglich ist, ohne dass die eine Tradition ihre Selbständigkeit einbüßen muss - im Unterschied zu der leider im Reich Karls des Großen recht gewalttätigen christlichen Missionierung, die zweifellos zu den großen Verfehlungen des damaligen mit dem Staat verquickten Christentums gehörte, das seine gewaltfreien Wurzeln vergaß. *)

In der Edda lassen sich, bei einer Offenheit für die tiefere Bedeutung von Mythen, mehrere Entwicklungsstufen vereinigt finden. Auf der Ebene der ältesten Schöpfungsmythen der Menschheit finden wir die Zeit, wo aus Ginnunggagap, der gähnenden Leere die Welten / Ebenen erschaffen wurden. Dann traf die Glut des (geistigen) Feuers bzw. Lichtes Surt(u)rs aus "Muspelheim" auf das kalte "Eis" bzw. "Wasser" in Niflheim / Nebelheim, und so wird der "Ur-Reifriese" Ymir hervorgebracht, das Urbild der Schöpfung. In Kämpfen am Weltende werde die Welt in den Flammen Surturs wieder eingeschmolzen. Solche Eigenschaften hatten schon den einen oder anderen Autor berechtigtermaßen veranlasst, darin eine Erinnerung an den Schöpfergott zu sehen; was nicht automatisch bedeutet, dass ihn die Menschen damals schon in solcher "Nähe" erleben konnten, wie das Jesus gelehrt hat. Funken aus Muspelheim bildeten auch die Sterne am Himmel. Aus dem Schweiß / Blut Ymirs wurde dann das Meer und die Flüsse, aus seinem Fleisch die Erde bzw. aus seinen Knochen die Gebirge, aus seinem Haar die Bäume, aus seiner Hirnschale das Himmelsgewölbe... Zusammenwirkend mit der der "Urkuh" Audumla, (u.a.?) der Erde in ihrer mütterlichen Eigenschaft, entstanden die Riesen.

Hier schließt sich eine andere Schicht an, die "Götter". Diese erscheinen erst im Strudel von "Glut" und "Wasser" (s.o.), als mindestens der Himmel, die Erde und Riesen bereits vorhanden waren. Die "Götter" wie Odin und seine Brüder Wili und We gewannen die Herrschaft über die vorhandene Welt. Wenn die "Riesen" auch für rohe, ungestaltete Naturkräfte stehen, könnte so der "Sieg der Götter" als die Meisterung der Naturkräfte durch den Geist gesehen werden.  Die "Götter" betätigten sich schöpferisch, müssen jedoch dem andauernden Weltenwerden und Weltenende seinen Lauf lassen.
Die Erschaffung der ersten Menschen kann aus Überlieferungen unterschiedlich herausgelesen werden: einmal entstand "ein Mann und eine Frau" - falls es sich dabei nicht um Riesen handelte - schon aus dem Material des erwähnten Urriesen unter dessen Achsel, ein andermal wird die Erschaffung der ersten Menschen "Ask und Embla" den erwähnten Göttern zugeschrieben.
Die verschiedenen Bereiche der Schöpfung zwischen Himmel und Erde und Unterwelt mit ihren verschiedenen Wesen sind verbunden durch die "Weltesche Yggdrasil", den in verschiedenen Kulturen auffindbaren Weltenbaum, wohl auch dargestellt in Irmin-Säule(n).

Diese Götterwelt enthält wieder eine Entwicklung in  sich. Relativ alt ist z.B. die Verehrung Bald(u)rs, in die wiederum, in einer für die damals aufgekommene mythische Zeit möglichen Art, die Verehrung der sonnenhaften Gottheit hineingelegt wurde, die im Zentrum der anderen "Götter" bzw. göttlichen Eigenschaften steht, und bei der es nichts Unreines gibt. Baldur wurde jedoch zur Zeit der Edda als Sohn Odins überliefert. Baldur wurde auf Anregung des Widersachers der Götter, Loki, "mit einem Pfeil erschossen". Für die Zeit am Ende, wenn eine neue Welt entsteht, wird prophezeit, dass er wiedererscheinen und herrschen wird in Ewigkeit als Fürst des Friedens. Hier sehen wir schon, dass nicht die physische Sonne gemeint war, denn diese scheint auch in der Zwischenzeit. Es ging eher um eine weitgehend abhanden gekommene "mythische" Art der Einschätzung göttlicher und natürlicher Kräfte mit Hilfe der rechten Hirnhälfte. Im Baldurmythos wurde auch ein Anklang an Christus und sein prophezeites Wiedererscheinen vermutet.

Parallel zur griechisch-römischen Zeit, als das Verstandesdenken schon stärker entwickelt war als in der erwähnten mythischen Zeit, stand im germanischen Raum z.B. die Verehrung von Heervater Wotan/ Odin im Vordergrund, des Herrn der Wolken und Winde. Bei dem interessanten Begriff "Weltumspanner", den die ältere Edda an einer Stelle gebraucht, scheint nicht ganz sicher zu sein, ob hier Odin gemeint ist, das müsste genauer untersucht werden. Odin wurde von den Römern mit ihrem Gott Merkur (griechisch Hermes) verglichen, der Götterbote und Gott der Sprache und des Verkehrs unter den Menschen. Zumal dieser von den Griechen mit der ägyptischen Gottheit Thoth verglichen wurde, - bei dem wir es für wahrscheinlich halten, dass er in Wirklichkeit ein menschlicher Weiser der Vorzeit war -, könnten wir hier auf die Frage kommen, ob Wodan auch ursprünglich ein menschlicher spiritueller Weiser war. Er hatte u.a. einen Großvater... Nach einem entsprechenden Lied hing er 9 Tage am Baum, sich mit Runen befassend (Schriftzeichen mit symbolischen Eigenschaften). Das sieht nach der Meisterung eines Schrittes seines spirituellen Weges aus. Danach brachte er aus dem Geist eine Lehre nach der anderen hervor. Jedoch muss hier bedacht werden, dass in den verschiedensten Teilen Europas noch bis zur neueren naturwissenschaftlich-technischen Zeit das Denken in Entsprechungen und Symbolen gepflegt wurde, das auch heute noch unterschwellig vorhanden ist, und mit dessen Hilfe versucht wurde, Erkenntnisse aus der erwähnten älteren Zeit für eine verstandesorientierte Zeit zu bewahren. Z.B. wurden überall verwandte 4, 7 bzw. 12 Qualitäten gesehen, egal ob bei Planeten, Farben, Tönen, Buchstaben, menschlichen Charakteren oder Organen usw. oder eben bei den "Göttern", deren Namen sich teils noch heute in den Wochentagen finden. D.h. hinter einem Menschen eine über ihn hinausgehende allgemeine göttliche Wesenheit bzw. Eigenschaft hindurchschimmern zu sehen, oder umgekehrt, war in  diesem Denken in Entsprechungen noch etwas Natürliches, hatte also damals nicht unbedingt einen gotteslästerlichen Charakter, wie wenn ein heutiger Mensch fälschlich als Gottheit betrachtet würde - ganz abgesehen davon, dass mit der Zeit die Menschen nicht mehr genau wussten, was bei Wesen wie Wotan (oder in Griechenland bei Heroen wie Herakles / Herkules) genau gemeint war.

Die "Göttergeschlechter" der Wanen und Asen dürften mit den unterschiedlichen Völkern zu tun haben, die miteinander in Berührung kamen: die Wanen im Zusammenhang mit der ureuropäischen Megalithkultur ("Riesen"?), und die Asen mit den neueren indoeuropäischen (indogermanischen) Reitervölkern aus dem Osten. 
Auch die Jöten (ebenfalls "Riesen"?, "Reifriesen"?), in den hohen Norden verdrängt - evtl. Finnen - haben sicherlich einen Beitrag geleistet und sind in der Edda erwähnt. Diese verehrten einen höchsten Himmelsgott, und hatten ansonsten eine eher schamanistische Religion. Schamanen haben sich u.a. besonders mit Naturkräften befasst, als Wesen betrachtet, und deren Beziehung zum Menschen; also auch mit "Zwergen", u.a. Ähnliches ist z.B. selbst im Islam kein Widerspruch zu dessen sehr strenger Ein-Gott-Religion, weil es einfach etwas ganz Anderes ist als ein Gott (die "Dschinn").

Die Ethik der Germanen war an der Verantwortung für das eigene Tun und an der Treue zur Stammesgemeinschaft orientiert, in die freie erwachsene Menschen (bzw. Männer) erst eintreten mussten. Zwar ging das kaum anders, was sich u.a. am strengen Umgang mit Ausgeschlossenen zeigt, die niemand mehr haben wollte. (Aber es gab keinen "Staat", der sie automatisch mit Hilfe von Gesetzesparagraphen verwaltet hätte wie es z.B. bei den Römern schon der Fall war; sondern in der Versammlung wurde gemeinsam beschlossen. Allerdings wurden in historischer Zeit auch schon Fürsten gewählt, was für die Frühzeit nicht sicher ist.) Moralische Grundsätze betreffend die Geschlechter wurden auch nach Berichten der Römer ziemlich eingehalten. Wie anderswo in entsprechenden Epochen, gab es auch altertümliche Elemente wie die Blutrache, denen man jedoch durch Vereinbarungen entgehen konnte. Auch die Wiedergutmachung spielte eine große Rolle. 
Die fast in allen alten Kulturen zu findende Lehre über ein Leben nach dem Tod und die Wiedergeburt war verbreitet.

*) In der christlichen Zeit nach der Eroberung der Sachsen entstand das Buch Heliand, ein nachgedichtetes Evangelium, das versucht, die Inhalte von der Lebenseinstellung der Sachsen her leichter auffassbar zu machen. Es wird hier z.B. das Heldenhafte im Leben Jesu hervorgehoben, und weniger der Leidensaspekt. Auch Bruchstücke einer nachgedichteten Genesis liegen in diesem Zusammenhang vor. Noch etwas anders lief die Christianisierung im Bereich der Goten ab, die das Christentum von Kriegsgefangenen aufnahmen. Ein Zeugnis aus dieser Zeit ist die Wulfila-Bibelübersetzung.


Keltische Religion

Die alte keltische religiös-spirituelle Tradition kann noch nicht umfassend dargestellt werden. Hier geht es zunächst mehr um ihre Verwandtschaft mit anderen Religionen. 

Die noch vorhandenen Sagen-Sammlungen usw., wurden hauptsächlich seit dem 3. Jahrhundert bis ins 15. Jahrhundert in Irland aufgezeichnet (z.B. das Book of Leinster), wo es bis heute Reste einer lebendigen mündlichen Erzähler-Tradition gibt. Es ist durchaus möglich, dass die Lehren und Praktiken der alten keltischer Druiden (nicht von "Eiche", sondern von dru = intensiv und uid = sehen / wissen, also  "Die Weisen") nicht im gesamten keltischen Raum einheitlich waren, sondern dass es unterschiedliche Richtungen gab. Schon die irische Tradition selbst berichtet von  fünf aufeinander folgenden Kulturepochen bzw. Völkern in Irland. Es dürften ältere, besonders aus der alteuropäischen Megalith-Zeit stammende Kenntnisse über das Verhältnis des Menschen zu Naturkräften und Kosmos eingeflossen sein. Diese vorkeltische Zeit lässt sich in Europa sprachlich in manchen Fluss- und Landschaftsnamen finden, die einer dem heutigen Baskischen ähnlichen alten Sprache entstammen könnten. 

In alten römischen Dokumenten (etwa Cäsar) waren eindeutig noch keltische "Götter" erwähnt. Die älteren Götter scheinen allgemein indoeuropäisch gewesen zu sein, auch wenn sie nicht in jedem Fall so leicht mit römischen Göttern gleichzusetzen sind, wie das bei den Römern üblich war (lat. Merkur, Apollo, Minerva, Jupiter, Mars). Was ist z.B. wirklich mit keltisch "Dagda = Der Gute Gott" gemeint?? Oder mit "Esus = Der Ehrwürdige"? Ogmios ähnelt dem römischen Merkur, Taranis dem Donnergott der Germanen, Muttergöttinnen sind gleichfalls auch anderswo zu finden... Die Schöpfung von Teilen der Welt wurde je nach Sage Riesen, Heiligen oder Elfenwesen zugeschrieben, die nach Ansicht von Forschern wahrscheinlich die Stelle einer Gottheit im älteren Mythos einnahmen (vgl. auch oben der "Ur-Riese Ymir" der Germanen). Sich selbst leiteten die Kelten von "Dispater" ab, einem Gott der Unterwelt (oder ist ein Gott gemeint, der sich in die Unterwelt bzw. in das Unterbewusste der Menschen zurückgezogen hat wegen der Bewusstseinsänderungen? Fragen, die z.T. von der Religionswissenschaft so noch nicht gestellt oder befriedigend beantwortet wurden. 

Die Religion der Kelten der Bronzezeit und auch noch später lässt Ähnlichkeiten mit der oben erwähnten älteren Schicht der germanischen Überlieferung erkennen. "Baldur" - s. o. unter "Altgermanische Religion" - entspricht im Keltischen "Belemis / Belenus". Dass die vorchristlichen Kelten nie ein Bewusstsein von einer zentralen Gottheit gehabt hätten, ist bei unvoreingenommener Herangehensweise jedenfalls nicht beweisbar; wenn es das gab, muss es aber auch nicht automatisch identisch gewesen sein mit der heute möglichen Art, sich Gott zu nähern.

Die keltische Ethik des Altertums könnte evtl. so zusammengefasst werden: Götter verehren, nichts Böses tun; als Mann männliche Tugenden pflegen (und als Frau weibliche). Für bestimmte Personen wurden entsprechend auch bestimmte Pflichten genauer zu erkennen gesucht. Auch Menschenopfer spielten eine Rolle. Dieser Versuch einer "Versöhnung der Götter" kann aber, wie auch in anderen Kulturen der Erde, einer Periode der Verflachung der ursprünglichen Religion entstammen.
Im übrigen glaubten die Kelten an eine Unzerstörbare Seele, und einen unzerstörbaren Kosmos - jedoch durch Ahnungen möglicher Ereignisse wie einem "Herabfallen des Himmels" überschattet.

Bei dem keltische Weisen Columcille / St. Columbcille, ging es allem Anschein bei seiner Übernahme des Christentums nicht um eine Verteufelung seiner alten keltischen Erkenntnisse, sondern er verstand aus diesem Hintergrund heraus z.T. sogar besser, was das Christentum, bringen wollte, als manche anderen christlichen Richtungen. Das alte keltische Christentum war z.B. naturnäher und so "nachhaltiger" und zukunftsoffener als das spätere mittelalterliche Christentum, das auch dieses keltische Christentum verdrängte. Es gibt noch das eine oder andere kleine Projekt, z.B. in Frankreich, wo versucht wird, keltische Überlieferungen und Christentum wieder zusammenzubringen. (Manche anderen "modernen Traditionen" aus dem angelsächsischen Raum wie Halloween, die sich sonst noch auf die Kelten zurückführen, haben allerdings nicht immer viel mit den wirklichen alten Kelten zu tun.) 

In diesem Zusammenhang kann außerdem auf die alte christliche Gralsbewegung hingewiesen werden, auf Grund der Legende von Robert de Boron über Josef von Arimathia und Maria Magdalena, die das Gralsgefäß mit dem Blut von Jesus am Kreuz nach Frankreich oder England gebracht haben sollen; und - wie Wolfram von Eschenbach - über die Tafelrunde des sagenhaften Königs Arthur; und Thomas Molarys "Le Morte d' Arthur". Auch da spielten zusätzlich Elemente aus der keltischen Sagenwelt eine Rolle. (Es gibt heute moderne Gruppen, die sich darauf beziehen, und die nicht mit den historischen Gralsbestrebungen identisch sind. Wo dabei richtig oder falsch an die alten Überlieferungen angeknüpft wird, soll hier nicht untersucht werden.)


Frühere Slawische Religionen

Über eine vorchristliche slawische Religion, insbesondere deren Frühzeit, ist - außer späten regionalen Ausprägungen - wenig Gesichertes bekannt.

Möglicherweise ist der Blitzgott Perun mit dem Donnergott anderer indo-europäischer Religionen identisch, und damit einer Form des Himmelsgottes. Dass der Sonnengott Dashbog als Sohn des Feuergottes Swarog / Swaroshitsch galt, könnte eine Verwandtschaft u.a. zum germanischen Baldurmythos andeuten - s. dort.

Die Unterwelt der Toten mit deren Gott oder Hüter Volos wurde in der Spätzeit als eine Art Paradies betrachtet. 

Im Vergleich fällt auf, dass Jesus Christus als Herr oder Hüter der Lebenden und Toten gilt, weil er beide Reiche überbrückt hat, was als eine Weiterentwicklung gelten kann.


Frühere Baltische Religionen

Auch über die vorchristliche Religion baltischer Völker ist wenig bekannt.

Der hier unter dem litauischen Namen Perkunas verehrte Blitzgott dürfte ebenfalls mit dem Donnergott anderer indo-europäischer Religionen identisch sein.
Auch diese Religion dürfte eng verwandt gewesen sein mit den anderen indo-europäischen Religionen. Diese haben im Laufe der Zeit Einiges von anderen in ihrem Bereich vorhandenen Kulturen aufgenommen, blieben aber in ihren Grundzügen vergleichbar.

Während z.T. Dievs als Gott angebetet wurde, ist die Sonne hier allerdings mit einer weiblichen Göttin Saule verbunden, während die Erde teils mit einem Erdgott, teils mit einer Erdgöttin verbunden gesehen wurde. Laima ist eine Schicksalsgöttin, ... Möglicherweise ist z.T. eine ältere Religionsform eingeflossen, in der die Muttergottheiten eine große Rolle spielten.

Es wurde angenommen, dass die Toten in der Nähe des Grabes weiterleben. 

Eine Verehrung der verschiedenen Naturkräfte spielte eine große Rolle, wobei möglicherweise auch ältere schamanistische Gebräuche aufgenommen wurden. Der eher schamanistische* Umgang mit Naturkräften* ist nicht mit Götterkulten im engeren Sinn gleichzusetzen.

* Zu Naturreligionen siehe die Anmerkungen auf der Seite über Shintoismus.


Frühere Baskische Religion

In der vorchristlichen Religion der Basken und deren Sprache finden wir möglicherweise Reste der ureuropäischen (vor-indoeuropäischen) Megalith-Kultur (Großsteinkultur). Einiges ist auch nach der Christianisierung als Erzählgut erhalten geblieben. Es könnte dort auch Christliches eingeflossen sein.

Die Göttin Mari aus der "Unterwelt" galt als ausschlaggebende Gottheit, während ihr männliches Gegenüber Maju am Himmel erschien. Eigenartig ist die Schilderung ihrer Begegnung am Freitag nachmittag, verbunden z.B. mit Hagel. Dies könnte sich auch auf ein Zusammenfließen verschiedener geistiger Wege beziehen.  
Die göttlich verehrte Sonne, Ekhi gilt hier als Tochter der göttlich  verehrten Erde, Lur.

Verbreitet war auch der Glaube an ein Fortleben nach dem Tod und an verschiedene hilfreiche und negative Geister.

Anscheinend galten besonders Lüge, Wortbruch, und Diebstahl als moralische Vergehen.


Frühere Finnische Religion

Die vorchristlichen religiösen Vorstellungen und Gebräuche der Finnen sind auch über die Christianisierung hinaus in Sagen, Liedern und Sitten erkennbar geblieben. Viele solche Gesänge sind im 19. Jahrhundert zum Nationalepos "Kalevala" zusammengestellt worden.

Der "Schmied" Ilmarinen dieses Epos war der Schöpfer des Himmelsgewölbes. Die ursprünglich verwandten Ostjaken, Wogulen mit gleichfalls nicht-indoeuropäischen Sprachen kannten einen allwaltenden Himmelsgott, und eine Geisterhierarchie. Geister sind keine Götter im engeren Sinn. Im finnischen Bereich gab es das mythische Bild von Eiern einer Ente, die in das Wasser rollen und aus denen der sichtbare Kosmos entsteht.

Erst später trat die Verehrung des Gewittergottes Ukko in den Vordergrund. Eine Fülle von Naturgottheiten bzw. Naturwesen und Schutzgeistern wurde in den Gebräuchen berücksichtigt.
Die den Tod überlebende Seele wurde als Hauch oder Schattenseele in einem Totenreich betrachtet.

Der Sänger Wäinämoinen des Epos zeigt auch alte schamanische Praktiken, die letztendlich auf die Urzeit zurückgehen.


Die Schulbucheinschätzung über solche alte Religionen, dass sich die alten Kulturen nur eine beliebige Vielzahl von Göttern ausgedacht hätten, und vom Schöpfergott keine Ahnung gehabt hätten, ist also mindestens bei mehreren Religionen sehr anzweifelbar. Die Suche nach Gott als dem einen Urgrund aller Dinge ist in Wirklichkeit uralt. Bei Henoch und Noah - letzterer in der Sicht der Bibel am Ursprung aller heutigen Völker - anerkennt auch die biblische Schöpfungsgeschichte, dass der wahre Gott sich diesen offenbaren bzw. sie inspirieren konnte. Allerdings gibt es heute neue Möglichkeiten, gerade durch Christus, sich Gott und seinen Eigenschaften zu nähern.

 

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