Christuswege

Teil 4  Verschiedene Themen;
Beiträge zum Verhältnis zu anderen Religionen


Anmerkungen zur Altägyptischen Religion.

Die zusätzlichen Seiten des Internetprojekts "Christuswege" zu verschiedenen anderen Religionen sind ein Beitrag zum besseren Verstehen derselben, und - soweit die Religionen noch bestehen - zum interreligiösen Dialog. 
Hier wird auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen altägyptischer Religiosität und einem Christentum eingegangen, das sich seiner eigenen spirituellen Tiefen (wieder) bewusst ist. Insbesondere wird auf das Verhältnis verschiedener altägyptischer Gottesvorstellungen zum jüdisch-christlich-islamischen Gottesbild eingegangen. Damit ist nicht der Anspruch verbunden, die frühere ägyptische Religion und deren Entwicklung umfassend nachzuzeichnen - was auch beim Stand der bis heute veröffentlichten Forschungen noch gar nicht möglich wäre.

Das Schulwissen, das alte Ägypten habe eine Vielgötter- (also eine polytheistische) Religion besessen, also etwas nach christlichen Begriffen "heidnisches", war angesichts des heutigen Standes zu verallgemeinert, und wurde so der hoch entwickelten Suche nach Gott im alten Ägypten nicht gerecht.
Schon die ägyptische Tradition von "Atum" - dem zuerst unmanifestierten Weltschöpfer - zeigt eine der Entwicklungsstufen des immer wieder in unterschiedlichen Formen oder Ebenen zu Tage getretenen Gottglaubens.

Weiter ist bekannt, dass einzelne Pharaonen die (monotheistische) Verehrung des Einen Gottes einführten. Besonders bekannt wurde Tutanchaton/ Echnaton im Neuen Reich: Gott als "Aton". Angesichts seiner Verbundenheit mit den lange und gut aufgezeichnet gewesenen Lehren und Praktiken ägyptischer Priester, die der Pharao studieren und absolvieren musste, kann nicht automatisch von einer momentanen, willkürlichen Idee eines einzelnen Menschen ausgegangen werden - obwohl schon das allein für diese Betrachtung durchaus von Bedeutung wäre. Es gibt Anlass zur Annahme, dass diese viel Mut erfordernde Tat gerade auch aus einem bestimmten, [tieferen?] Verständnis der Überlieferungen hergerührt haben kann - ein wichtiges, evtl. mit Inspiration verbundenes "Aha-Erlebnis", um das dann, in heutigen Begriffen ausgedrückt, Streitigkeiten zwischen theologischen Auslegungen und Interessen stattfanden. (Der nächste Pharao gab dann den Priestern ihre traditionelleren Praktiken zurück.) 

Wir hatten schon bei anderen alten Religionen gefunden, dass sich hinter dem für die Masse verbreiteten polytheistischen Bild ("für jedes Thema eine Gottheit") manchmal andere Lehren für intensivere Schüler verbargen. Dies in der Art, dass die vielen "Götter" oft ursprünglich nur "Gottesnamen" gewesen sein dürften, die jeweils für eine bestimmte Eigenschaft des Einen Gottes standen. Wie gleichnishaft die Planeten ihre Rolle aus der einen Sonne haben, so die - auch meist tatsächlich den Planeten entsprechungsmäßig zugeordneten - "Götter" aus dem "Göttervater". Diese "Götter" wurden im alten Denken in Entsprechungen (vorzugsweise aus der rechten Hirnhälfte) nicht nur den Planeten, sondern auch Tagen, Farben, Tönen, Buchstaben (Vokalen), Körperorganen, usw. zugeordnet, waren also nicht einfach die Planeten selbst, sondern kosmische Prinzipien, Gesetzmäßigkeiten, von Gott erschaffen. Ein Kern der Entsprechungslehren vieler Länder soll die Tabula Smaragdina gewesen sein, die, noch kürzer zusammengefasst, ungefähr bedeutet: "Wie oben (im Kosmos bzw. Himmel), so unten (auf der Erde bzw. im Menschen, der Mensch als Abbild); wie unten so oben; unten und oben richtig in Beziehung zu setzen, ist das Werk der Sonne..." (ja, wieder das, was später Echnaton Aton nannte, nicht einfach nur die physische Sonne, sondern das Zentrum von Allem was ist, das "Gold" der späteren christlichen Alchimisten, die sich darauf bezogen; das Urbild der göttlichen Vollkommenheit... ?) 

Diese Entsprechungslehren werden in verschiedenen Kreisen, die sich heute dafür interessieren, immer noch als "hermetische Tradition" bezeichnet. Diese Tradition hat sicherlich, wie alle anderen Traditionen, im Lauf der Zeiten in ihrem Gang durch viele Länder, auch manche Veränderung und Ergänzung erfahren, und es dürfte aber auch Vieles verloren gegangen sein. "Hermes" (ein späterer griechischer Name), dem diese Lehren zugeschrieben werden - war der überlieferte altägyptische Weise der Vorzeit, Thoth (Tehuti). In diesem Fall finden wir, dass ein aller Wahrscheinlichkeit irdisch vorhandenes menschliches Wesen auch verehrt und später als einer der Götter betrachtet wurde, während er heute eher als Prophet und großer Lehrer bzw. Meister bezeichnet werden könnte. Also auch hier etwas Anderes, als die klassische Vorstellung von "Vielgötterei". Auch der Koran anerkennt, dass es vor Mohammed andere Propheten gegeben hat, und Muslime könnten eines Tages finden, dass auch Ägypten den einen oder anderen echten Propheten hatte.

Schon sehr alte Überlieferungen, die von den alten Ägyptern selbst auf die vordynastische Zeit zurückgeführt wurden, zeigen ebenfalls wahrscheinlich irdisch vorhanden gewesene Weise, hinter denen (später?) entsprechungsmäßig göttliche Zusammenhänge erahnt wurden, und das in einer für unsere Fragestellung interessanten Art: Vater Osiris, Mutter Isis und Sohn Horus. Als menschlicher Weiser brachte Osiris den Menschen z.B. die friedliche Landwirtschaft. Osiris (bzw. die damit verbunden gesehene göttliche Gestalt) oder später Re oder Aton, dürften Erlebens- bzw. Beschreibungsarten verschiedener Zeitepochen für ein und dasselbe sein. Hier schimmert Gott durch; für Rudolf Steiner auch "Christus", wie er auch nach dem Johannesevangelium schon in den Anfängen (von Gott geschaffen) mit Gott existierte, bevor er als irdischer Mensch geboren wurde (Joh. 17:5). Hinter einem Menschen eine über ihn hinausgehende allgemeine göttliche Eigenschaft hindurchschimmern zu sehen, war in  diesem Denken in Entsprechungen noch etwas Natürliches, hatte also damals nicht unbedingt einen gotteslästerlichen Charakter, wie wenn ein heutiger Mensch fälschlich als Gottheit betrachtet würde - ganz abgesehen davon, dass mit der Zeit die Menschen nicht mehr genau wussten, was bei solchen Wesen vorlag. So gibt es gerade bezüglich des Osirismythos keine haltbaren Belege für eine wirkliche "Vielgötterreligion". Die hier erwähnten Beispiele dafür, dass es in Ägypten mehrfach zumindest Ansätze zu einem Gottesglauben gab, der dem der abrahamitischen Religionen verwandt sein dürfte, bedeuten nicht automatisch, dass Gott so bereits aus derselben Nähe erlebbar gewesen wäre, wie dies durch den von Jesus gebrachten Weg möglich wurde.

Auch wenn die Religionswissenschaft sich mit den geschilderten Zusammenhängen bisher wenig befasst hat, gibt es jedenfalls Grund zur Vorsicht mit vorschnellen Urteilen über diese Kultur. Es kann sich herausstellen, dass sich, wie Professor J.J. Hurtak in "Keys of Enoch" angibt, entsprechend Jesaja 19:19* - mitten in Ägypten dem Herrn ein Altar (geweiht) sein wird -, auf die Große Pyramide bezieht. Die Pyramide wurde offenbar - wie in anderer Art manche Denkmäler der christlichen Baukunst - mit Hilfe des gesamten Wissens der damaligen Zeit erstellt. Ein solches "Grab" ist zugleich etwas wie ein Grab einer ganzen Kulturepoche; ein Zeugnis der alten Suche des Menschen nach Gott und seiner Ewigkeit, die das Menschenleben überdauert. Die Erfüllung dieser Suche hat Christus angekündigt, und den Weg gezeigt. Prophet Mohammed hat in seiner Art ebenfalls die Auferstehung der Gläubigen in der Zeit des Gerichts angekündigt. Heute ist es nicht immer gleich möglich, Bauten komplett zu verstehen, die in einer Zeit entstanden, in der das Leben ganz anders war als heute. Nichts ist an solchen Bauwerken zufällig. (Die Archäologie sollte sich übrigens bei manchen alten Plätzen an die alte Erkenntnis dieser Fachrichtung erinnern, dass es besser sei, die Dinge da zu lassen, wo sie sind, zumal spätere Wissenschaftler bessere Möglichkeiten haben würden, die Hinterlassenschaften zu erforschen.)

Die altägyptische Kultur und Religion ist zwar nicht mehr in der Weise präsent, wie manche andere Religionen, die wir auf diesen Seiten behandelt haben. In unserer Zeit gibt es allenfalls noch einige Leute, die z.B. in Form von Seminaren ägyptische Lebensweisheit nachzuempfinden suchen. Aber diese Kultur hat, u.a. auf dem Weg über die spätere griechische Kultur und Philosophie, auch für das, was danach kam, erhebliche Bedeutung erlangt. Auch für Moses waren sicherlich seine Kontakte mit einem recht hochkarätigen ägyptischen Umfeld nicht bedeutungslos, auch wenn er seiner Gottesüberlieferung folgte. 

*)Jesaja 19 ist überhaupt sehr lesenswert, da diese Prophetie auf die zukünftige Versöhnung der Gottesgläubigen aus verschiedenen Ländern hinweist, und daher von manchen irrigen heutigen Feindschaften abhalten könnte, wenn es ohne Vorurteile aufgenommen wird. Auch der Koran weist darauf hin, dass Gott verschiedene Gemeinschaften zugelassen hat, und dass Alle zu ihm zurückfinden werden - und dass er selbst dann über das entscheiden wird, worüber sie sich vorher uneins waren (Sure 5:48 / ägyptische Verszählung).

 

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