Jesus war, als verheißener Messias gefeiert, in Jerusalem eingezogen - Joh. 12, 12-19. Die verhärteten Priesterkasten verstanden es, gezielt auf die „psychischen Knöpfe" der Menschen zu drücken, und so die Stimmung der Masse z.T. ins Negative zu drehen. Individuen, die in sich Negatives und Gleichgültigkeit beachten und einer Wandlung zuführen, könnten erst jene Stabilität und Gottverbundenheit bekommen, mit der sie nicht mehr so manipulierbar wären durch Massensuggestion – und durch äußere negative Kräfte, deren Realität verschiedentlich auch in Erscheinungen des 20. Jahrhunderts zu belegen versucht wurde.
Bei der Gefangennahme in Joh. 18 – es wirft die Soldaten zuerst sprichwörtlich um – zeigt Christus, dass er nicht unter ihrer Kontrolle steht. Dennoch lässt er danach willig alles mit sich geschehen.
Die „Geißelung" Jesu - Joh. 19, 1 - trifft seinen Rücken. Der mittlere Bereich des Menschen, sein Fühlen, seine Leidensüberwindungskraft im Emotionalen sind Qualitäten, die beim meditativen Nachvollzug auftauchen können, und nicht etwa passiv verzagtes Leiden. Dennoch berichten alle christlichen Mystiker, die das freiwillig oder unfreiwillig im Innern nacherlebten, vom Schmerz. Christus flieht also auch nicht ängstlich vor diesem, was ihm sicher - wie einem indischen Meister, der Pratjahara, also das Zurückziehen der Sinne beherrscht - möglich gewesen wäre. Eher ist auch hier eine Ausweitung des Bewusstseins auf das Leiden Anderer zu ertasten.
Es sei hier angemerkt, dass es nicht die ganze Wahrheit
war, wenn, wie erwähnt, die Geißelung Jesu zum Symbol einer bestimmten
„Einweihungsstufe" gemacht wurde, also einer Entfaltungsstufe des
heutigen Menschen auf dem Weg zu größerer Vollkommenheit. Der eigentliche
Schritt wird von Jesus bereits beim auf die Salbung in Bethanien folgenden Abendmahl
ins Leben gesetzt (Matthäus 26, 26-29). Dieses Abendmahl ist das
bessere Symbol für das, was Jesus der leidenden Menschheit gibt. Das Brot steht
vor allem für die Substanz (bzw. die Seele) Jesu
Christi, des „Wortes". Der Wein steht für den göttlichen
Geist Christi, der dies Wort lebendig macht für
das altruistische Wirken. Die katholische Kirche betonte die Veränderung der
Substanz des Brotes und Weines zum Fleisch und Blut Christi; die evangelischen
Kirchen betonten die Feier des Gedenkens an Christus. Beide haben insoweit zwar
recht - schon beim einfacheren "Weihwasser" haben wissenschaftliche
Untersuchungen eine Veränderung des Winkels der Wassermoleküle gezeigt. Aber
der eigentlich wichtige Punkt wäre die Veränderung im Teilnehmenden selbst,
indem sich dieser konzentriert darauf einstellt, durch das verwandelt zu werden,
was vom verwandelten und verwandelnden "Fleisch und Blut" von Christus
ausstrahlt. Dafür ist das Brot und Wein zugleich eine Anschauungshilfe. Einige
versuchten sogar, sich rein geistig ohne Brot und Wein auf das verwandelte und
verwandelnde "Fleisch und Blut Christi" einzustellen - und empfanden
die Wirkung. Dies ist jedoch zumindest schwieriger. Wenn jemand ein gesegnetes
Mahl praktizieren möchte, ohne den Anspruch eines kirchlichen
"Sakramentes", würde dies eher "Agape-Mahl" -
"Liebesmahl" genannt.
Die Geißelung kann als eine Art äußere, karikaturistische Antwort unwissender
Mächte auf das, was eigentlich vor sich ging, verstanden werden, und muss daher
nicht so sehr im Zentrum des Nacherlebens stehen. Dies gilt auch für die
folgende Dornenkrönung. Die manchmal etwas einseitige Leidensbetonung in der
alten christlichen Esoterik verhält sich zu solchen neueren Erkenntnissen etwa
wie die ältere Darstellungsart Johannes des Täufers zur Art des Lehrens durch
Jesus und seine Jünger. Der Mensch ist frei zu wählen, welchen dieser Wege er
in erster Linie verfolgen will.
Theologisch wurde auch diskutiert, ob das Abendmahl eine eigene Form des jüdischen Passah- (Pascha-) Mahls darstellte, oder ob Jesus selbst als sich hier ankündigendes wirkliches "Opfer-Lamm" das alte Fest ablöste. Der Neue Bund Gottes mit den Menschen (das neue Testament) durch Jesus (Luk.22:20) wurde angeknüpft gesehen am Alten Bund / dem Alten Testament (2.Mose 24:8; Jer.31:31-33; Jes.53:12). Im Brot wurde eher die Person Jesu gesehen, im Blut die vollständige heilende Hingabe. Andere haben die Ursprünglichkeit der Überlieferung (sog. Einsetzungsworte) angezweifelt - was angesichts deren Zugehörigkeit zu den frühesten Schriften nicht gerade naheliegt.
Extrafenster: Bibelstelle zum Abendmahl (Heilige Kommunion, Eucharistie)
Hilfe: zur Selbstprüfung bei der Arbeit mit diesen Haupttexten
Frage:
Möchte ich - falls noch nicht Teil meiner Erfahrung - Gott um eine Fähigkeit
zur liebevollen Zusammenarbeit mit Anderen bitten* - auch wenn dies seelische
Umstellungen erfordert ?